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Bild: Langemann Medien GmbH

Freiheit stirbt immer zentimeterweise“, sagte einst Karl-Hermann Flach, der legendäre erste Generalsekretär der FDP. Flach sprach diesen Satz bereits 1961 in einer Bundestagsrede gegen neue Polizeigesetze – als Warnung vor der schleichenden Erosion der Freiheit.

Guido Westerwelle griff ihn 2011 in seiner Abschiedsrede als Parteivorsitzender in Rostock auf:

„…Freiheit stirbt nicht durch Politiker. Sie stirbt nicht dadurch, dass man Bürgerrechte und Freiheitsrechte von Politik wegen einschränken will. Sondern es wird dann gefährlich für die Freiheit, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihr eigenes Immunsystem vergessen, das sie wappnen muss gegen jede Freiheitsbedrohung.“

Zentimeterweise – das klingt harmlos. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Wir sind längst im Meterbereich angekommen.

Der nachfolgende Fall, wie er mir vor wenigen Tagen in einem beiläufigen Gespräch geschildert wurde, wäre noch vor Jahren als kafkaeske Randnotiz abgetan worden.

Heute ist er Alltag:

Ein junger Mann heiratet im August 2025. Freunde, Familie, Kollegen feiern mit ihm. Sie schenken, wie es Brauch ist, Geld – in bar. Rund 15.000 Euro kommen zusammen, ein Stück gelebter Gemeinschaft, Ausdruck von Nähe, Vertrauen, Freude.
Nach der Feier bringt der Bräutigam das Geld zu seiner Hausbank, der Deutschen Bank. Routine, sollte man meinen.Doch wenig später, während der Flitterwochen in Asien, erreicht ihn ein Anruf der Bank. Dann eine E-Mail. Dann eine weitere. Schließlich die Drohung: Wenn er nicht antworte, werde das Konto gesperrt. So schildert es mir der Bruder des Mannes. Was war geschehen?
„Er hat das Geld eingezahlt“, berichtet er. „Während der Reise wurde er aufgefordert, schriftlich zu erklären, woher es stammt. Er musste alles darlegen: Zahl der Gäste, Ort der Hochzeit, die Urkunde, Belege, sogar Schätzwerte der Einzelgeschenke. Sie misstrauten ihm beim Nachrechnen der Durchschnittsbeträge …“

  • Eine Hochzeit, die zum Ermittlungsfall wird.
  • Ein junges Paar, das sich rechtfertigen muss, warum Verwandte und Freunde Geld schenken.
  • Ein Konto, das zur Verdachtsakte mutiert.
  • Es ist ein weiteres Lehrstück über den Zustand einer Gesellschaft, die sich an Kontrolle gewöhnt hat – und sie kaum mehr spürt. Die „Geldwäschebekämpfung“ dient längst als universale Begründungsmaschine für ein Klima des Generalverdachts. Jeder Bürger potenziell verdächtig, jedes Bargeld potenziell kriminell.

„Traurig ist es“, sagt der sechsundzwanzigjährige Bruder. Und das ist noch milde formuliert. Denn traurig ist nicht nur der Einzelfall – traurig ist, dass er kein Einzelfall mehr ist.
Wer heute Bargeld einzahlt, muss beweisen, dass er kein Verbrecher ist.
Doch Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Wenn Bürger Banken nur noch als Ermittlungsbehörden empfinden, stirbt Vertrauen – und mit ihm ein Stück Freiheit.

Karl-Hermann Flach irrte nicht: Freiheit stirbt zentimeterweise.
Und manchmal – an einem ganz gewöhnlichen Bankschalter – meterweise. In bar.

Markus Langemann, ein Publizist und Medienmanager der sich mit unbequemen Fragen auskennt. Mit unbequemen Antworten noch viel mehr. Er liefert präzise Analysen der Gegenwart, getragen von geistiger Klarheit und pointiertem Stil.



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Von ELA

Ein Gedanke zu „Zentimeterweise – eine Betrachtung von Markus Langemann „gegen den Zeitgeist““
  1. Wie sieht es bei türkischen Hochzeiten aus?
    Da wird doch ganz groß in der Familie gefeiert, wie bei den Juden auch?
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    Gerade in amerikanischen Filmen wurde uns das doch nah gebracht, diese Filme dürfen wir heute sicher nicht mehr sehen?
    Eine Zeilang habe ich zur Info noch eine Fernsehzeitung gekauft, Komödien sind nicht mehr angesagt, Krimis- und Gewaltfilme, Ratesendungen, Kochsendungen?
    Noch zu Komödien, lachen macht gesund, es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, aber uns soll ja das Lachen vergehen?
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    Kochsendungen habe ich eine Weile gern gesehen, habe dabei auch viel gelernt, dann kochte aber die Antifa mit, Leute die sich fleichlos ernährten, die dann heulten wenn es Fleisch von kleinen Tieren gab?
    Nein diese Umerziehung mache ich nicht mit!
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    Steffen Henssler, der eine seiner vielen Gaststätten in Bremen schließen musste, weil sie nicht hygienisch sauber war?
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    Spaßsendungen sind heute angesagt für sehr schlichte Gemüter!

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