Die Gesellschaft des Frankreich-Russland-Dialogs scheint zu spüren, dass die Aussenpolitik Frankreichs auf der Kippe steht. Der russische Aussenminister nahm die Gelegenheit wahr, um Klartext zu sprechen.
Das Interview mit Sergey Lawrow durch die Frankreich-
Russland-Dialog-Gesellschaft im Transkript auf Deutsch
Frage: Unser heutiges Gespräch ist für uns alle, die der französischsprachigen Gemeinschaft angehören, wichtig, zumal das Interview in eine Zeit der Eskalation der Russland-Frankreich-Beziehungen fällt. Zum Ende des Interviews haben wir traditionsgemäß auch Fragen unserer Mitglieder aufgenommen und freuen uns diese Fragen unserer Zuseher an Sie weiterzureichen.
Sowohl in Europa als auch in Russland herrscht die weit verbreitete Meinung vor, dass Donald Trump eine Art visionärer Friedensstifter sei, der in der Lage wäre sich gegen Globalisten zu behaupten und jeden Krieg beenden könne. Dennoch hielten die Vereinigten Staaten gemäß ihren nationalen Interessen stets an ihrer Vorstellung fest, wonach Russland von Europa abgetrennt werden sollte. Sämtliche Medien berichten über Trumps 28-Punkte-Friedensplan und es scheint, dass sogar Wladimir Selenskyj bereit sein könnte, diesen zu akzeptieren. Was können Sie dazu sagen?
Sergej Lawrow: Zu viele Unklarheiten bleiben bestehen: Nachdem Selenskyj sich in Istanbul bereit erklärt hatte diesen Plan zu diskutieren und sich auf eine akzeptable Ausgestaltung [des Vertrages] einzulassen, meldeten seine Vertreter – darunter der stellvertretende Ständige Vertreter der Ukraine bei den Vereinten Nationen – dass dies nicht in Frage käme!
Es fällt mir schwer, solche Spekulationen zu kommentieren. Wir glauben nach wie vor, dass dem gegenüber eine diplomatische Lösung natürlich vorzuziehen wäre. Dem Treffen in Alaska ging der Moskau-Besuch des Sonderbeauftragten des US-Präsidenten, Steve Witkoff, mit direkten Anweisungen des US-Präsidenten voraus. Steve Witkoff brachte zum Treffen mit Präsident Putin einige konkrete Parameter für eine Einigung mit, die unsere grundsätzlichen Ansätze berücksichtigten, um auf die Beseitigung der allseits bekannten Grundursachen dieses Konflikts eingegangen zu sein.
Das ganze Drama begann mit dem Versuch des Westens, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, was eine militärische Bedrohung für Russland direkt an unseren Grenzen darstellt und allen Versprechen, die der Sowjetunion gemacht worden waren, entgegen stand: Es existierten Vereinbarungen mit der Russischen Föderation im Rahmen der OSZE zur Unteilbarkeit der Sicherheit. Demnach sollte keine Organisation und kein Land in Europa versuchen, seine Sicherheit auf Kosten anderer zu erhöhen. Dies war auf höchster Ebene beschlossen worden, doch…
… NATO handelte genau gegenteilig!
Die zweite Hauptursache des Konfliktes entstand durch die Politik und Gesetze des Nazi-Regimes in Kiew. Der Westen hatte besagtes Regime im Februar 2014 durch einen blutigen, verfassungswidrigen Staatsstreich, um alles Russische auszurotten, an die Macht geputscht. Lange vor der Sonder-Militär-Operation riet legte Selenskyj allen Ukrainern, die sich mit der russischen Kultur identifizierten, nahe, sich nach Russland zu verdrücken. Das war sein direkter Appell, dem sowohl Donbass als auch Neurussland nachkamen.
Was den ersten Teil Ihrer Frage betrifft, wie die US-Amerikaner unter der Administration von Donald Trump Europa und generell alles, was auf der Welt geschieht, behandeln, so mag es dazu widersprüchliche Einschätzungen geben. Dies liegt vor allem daran, dass Trump unter dem Slogan „Make America Great Again“ an die Macht kam und Joe Biden dafür kritisierte, sich aus ideologischen Gründen in alle mögliche Prozesse global eingemischt zu haben, um neoliberale Ansätze durchsetzen, neoliberale Ideen vorantreiben bzw. neoliberale Eliten fördern zu lassen. Trump versprach, dass die Vereinigten Staaten während seiner Amtszeit nichts in dieser Richtung unternehmen wollten. Sie würden nur das tun, was für sie vorteilhaft wäre und ihren nationalen Interessen entsprechen würde.
In der Tat unterschieden sich die Methoden voneinander: Man folgte nicht der [Biden-] Ideologie: Unter der Trump-Administration wurden die US-Agentur für Internationale Entwicklung und andere Instrumente ideologischer Unterdrückung, die eng mit der Agenda der US-Demokraten verbunden sind und gegen alle und alles gerichtet waren, aufgelöst. Dennoch wurde die Zielvorgabe, allen den Willen aufzwingen zu wollen, zweifellos beibehalten und vielleicht sogar noch deutlicher gemacht, nachdem besagte ideologische Hülle weggefallen war.
Es mag verschiedene Erklärungen geben, um die US-Vorgehensweise zu beschreiben, aber im Wesentlichen geht es darum, dass die Vereinigten Staaten in allem an erster Stelle stehen wollten, wobei alle den USA zu gehorchen hätten. Diese Vorgehensweise wurde nicht nur in Europa, sondern auch an allen anderen Orten [der Welt] angewendet. Es ist eine andere Sache, dass Europa in Bezug auf Sicherheit und seine außenpolitischen Perspektiven, in diesem Fall bezüglich der europäischen Politik gegenüber der Ukraine, stärker von den Vereinigten Staaten abhängig ist. Niemand hört auf Europa, weil es und seine Eliten darauf gesetzt haben, das Nazi-Regime in Kiew als Stellvertreter und Kanonenfutter nutzen zu wollen, um Russland eine strategische Niederlage, wie sie es nennen, zuzufügen.
Sie lehnten die Möglichkeit von Gesprächen grundsätzlich ab. So, hat Premierminister Boris Johnson Selenskyj im April 2022 einfach verboten, ein Dokument unterzeichnen zu lassen, das bereits paraphiert worden war und auf Lösungsprinzipien, die zuvor von den Ukrainern selbst vorgeschlagen worden waren, basierte. Das war die Rolle Großbritanniens, die sich diesbezüglich „bemerkbar“ machte, indem…
… Briten Europa gleich gerne, so wie sie es mit den Vereinigten Staaten tun, manipulieren!
Die Vereinigten Staaten sind daran interessiert, so viele Investitionen wie möglich für ihre Wirtschaft anzulocken. Kürzlich hielten sie ein Gipfeltreffen mit dem Kronprinzen von Saudi-Arabien ab. Jeder Besuch führt zu Investitions-Ankündigungen in Milliarden- oder Billionenhöhe. All dies wird als Methode zur Geldbeschaffung zugunsten der US-Wirtschaft dargestellt.
Jedes Land hat darüber zu befinden, um seine Wirtschaft unabhängig, prosperierend und produktiv zu machen. Es sollte in der Lage sein, seine Produktionskapazitäten – wie im Fall der Vereinigten Staaten – wieder ins Land zurückzuholen, nachdem die USA sie über die ganze Welt in Länder, in denen die Arbeitskräfte um ein Vielfaches billiger waren als in den Vereinigten Staaten, „verstreut“ hatten. Aus diesem Grund waren die dort von den Monopolen und Konzernen der USA hergestellten Waren, für die jedoch billige Arbeitskräfte im Ausland herangezogen wurden, wettbewerbsfähig.
Es gilt abzuwarten, wie sich die Situation darstellen wird, nachdem Präsident Trump und sein Team ihren Plan zur Rückholung der Produktionskapazitäten nach Amerika, umgesetzt haben würde:
Wie hoch dann ihre [Produktions-]Kosten und Aufwände sein bzw. wie sich diese auf die Endkosten auswirken werden?
Die Politik zur Verhängung von Sanktionen, die nicht von Donald Trump initiiert worden war (obwohl man auch während Trumps erster Amtszeit unter dem Vorwand der Ukraine-Krise Sanktionen gegen Russland schon hat verhängen lassen), kam von der Regierung Biden, die mit aller Härte Sanktionen verhängen ließ:
Nur die EU-Europäer haben diese natürlich noch übertroffen!
Später kamen Zölle und Tarife hinzu. Die Weltwirtschaft ist heutzutage überhaupt nicht globalisiert, da keiner der Grundsätze und Regeln zur Globalisierung, welche die Amerikaner und ihre Verbündeten jahrzehntelang durch universale Institutionen – IWF, Weltbank, WTO – durchzusetzen vorgaben, von ihnen umgesetzt worden waren. Jene Grundprinzipien werden seit langem verletzt, weil die Zusammensetzung der Leitungsgremien und die Verteilung der Stimmen in diesen Organisationen in keiner Weise die reale Situation der Weltwirtschaft bzw. die wahren Kräfteverhältnisse widerspiegeln. Diese Grundprinzipien gehören der Vergangenheit an, wie insbesondere:
- die des fairen Wettbewerbs,
- die zur Bestimmung des Besten,
- die zu Unverletzlichkeit des Eigentums!
Ich entsinne mich, dass vor vielen Jahrzehnten, als der Dollar nicht mehr an den Goldstandard gebunden war – das geschah unter der Präsidentschaft von Richard Nixon – die US-Amerikaner sagten: „Keine Sorge, der Dollar ist die zuverlässigste Währung, die nicht Eigentum der Vereinigten Staaten ist. Der Dollar ist ein universelles Gut – er gehört der Menschheit und dient den Interessen aller. Das wird immer so bleiben!“ Nun, inzwischen sind wir hier angelangt:
„Für immer“ ist vorbei und eine neue Ära ist angebrochen!
Jetzt können wir alle beobachten, wie sich im internationalen Handel und bei den internationalen Investitionen sich etwas ähnlich Chaotisches abzeichnet. Die Maßnahmen der USA zielen nicht unbedingt nur darauf ab, Europa unter ihre Kontrolle zu bringen:
Ihr Ziel ist es vielmehr, mit allen Mitteln, wo immer dies möglich sei, Vorteile und Dividenden herauszuschlagen!
Das Gleiche gilt für die Außenpolitik. Alle acht Kriege, die Donald Trump beendet hat, wurden für einige Zeit eingefroren. Wir schätzen das Verlangen von Donald Trump, keine Kriege zu entfesseln, wie es seine Vorgänger getan haben, sondern sie zu beenden, sehr. Waffenstillstände wurden geschlossen oder fast überall erklärt: Im Nahen Osten, zwischen Pakistan und Afghanistan, zwischen Kambodscha und Thailand, in der Demokratischen Republik Kongo und in Ruanda!
Aber diese Initiativen haben nicht die Ursachen adressiert: An den Grenzen zwischen Kambodscha und Thailand sowie zwischen Pakistan und Afghanistan sind wieder Probleme aufgetreten und gleiche mehrere Wolken scheinen den israelisch-palästinensischen Kurs, falls man es so ausdrücken wollte, zu überschatten.
Deshalb muss der Wunsch, Blutvergießen zu beenden, auf jede erdenkliche Weise unterstützt werden. Doch, das Erreichen einer dauerhaften Lösung, erfordert wesentlich sorgfältigere und geduldigere Initiativen, ohne in eine voreilige Hast zu verfallen.
Frage: Wir führen dieses Gespräch unter der Schirmherrschaft der France-Russia Dialogue Association [Frankreich-Russland Dialog-Gesellschaft]. Das bedeutet, dass wir uns auf die Beziehungen zwischen Frankreich und Russland konzentrieren möchten. Ich schlage vor, dass wir mit Themen beginnen, die in den letzten Monaten in den französischen Medien viel diskutiert wurden, auch im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt:
- Erstens soll das russische Militär gezielt Zivilisten und zivile Infrastruktur in der Ukraine angegriffen haben!
- Zweitens hat sich die Vorstellung, dass Russland Frankreich zu seinem Gegner erklärt hat – diese Aussage wurde erstmals im vergangenen Sommer von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gemacht –, leider in der öffentlichen Debatte durchgesetzt!
Der französische Generalstabschef schloss sich dieser Meinung an und erklärte, Russland bereite sich auf einen umfassenden Krieg gegen NATO-Staaten in den nächsten Jahren vor. Vor zwei Tagen sagte der derzeitige Chef des französischen Generalstabs, wonach das französische Volk bereit sein müsse, seine Kinder in einem Krieg mit Russland zu opfern. Er äußerte sich dazu in einer Ansprache an einen französischen Bürgermeister und das französische Volk. Wie kommentieren Sie diese Aussagen?
Sergej Lawrow: Haben Sie bewusst darauf verzichtet, den Nachnamen des Chefs des Generalstabs zu nennen?
Frage: Ich bezog mich auf General Fabien Mandon!
Sergej Lawrow: Ich habe diese Äußerung gehört und habe den Eindruck, dass seine Worte zur Bereitschaft, das Leben ihrer Kinder zu opfern, bereits in Frankreich selbst Empörung ausgelöst haben. Übrigens erwähnte er auch die Wirtschaft, mit seinen Worten zur Notwendigkeit, Leiden auf sich zu nehmen, um zu verhindern, dass Russland gewinne und Europa erobere. Woher solche hochrangigen Militärs kommen und welche akademischen Qualifikationen sie mitbringen, kann nur vermutet werden. Es scheint, …
… sie wollten ihrem derzeitigen Staatschef Emmanuel Macron nach dem Mund reden!
Ich weiß nicht, woher er die Idee bezog, wonach Russland Frankreich als seinen Gegner ansehe. Meiner Meinung nach ist es genau umgekehrt. Tatsächlich ist es Frankreich, das Russland seit geraumer Zeit unfair behandelt, was bis zu den Minsker Vereinbarungen zurückreicht, um Ihnen ein Beispiel zu nennen:
Im Jahr 2015 fungierte Frankreich in Person von Emmanuel Macrons damaligem Vorgänger, Präsident François Hollande, als Garant für diese Abkommen. Er unterzeichnete die Minsker Abkommen zusammen mit der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Präsident Wladimir Putin und Petro Poroschenko, der zu dieser Zeit Präsident der Ukraine war. Aber im Jahr 2020, als alle verstehen wollten, wie und warum das alles passiert wäre und warum niemand die Minsker Vereinbarungen eingehalten habe, da haben sie – ich meine François Hollande, Angela Merkel und Petro Poroschenko – …
… offen zugegeben, dass sie von Anfang an nie die Absicht gehabt hatten, ihren Teil der Vereinbarung zu erfüllen!
Frage: Gab es eine Möglichkeit, diese Wendung der Ereignisse vorherzusehen? Haben Sie damit gerechnet, dass es Versuche geben würde, die Minsker Vereinbarungen zu torpedieren?
Sergej Lawrow: Präsident Wladimir Putin ist ein sehr ehrlicher Mensch. In einer Rede vor dem Publikum nach Beginn der Sonder-Militär-Operation [SMO] zu den Minsker Vereinbarungen, den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen und die Ukraine-Frage im Allgemeinen, sagte er, dass wir in den Anfängen unserer Beziehungen zum Westen, in den 2000er Jahren, viele Illusionen in dieser Hinsicht gehabt hätten: Diese Illusionen wären allmählich in den Hintergrund getreten, während dennoch die Hoffnung bestehen blieb, dass unsere Partner, vor allem in Westeuropa, ihren Verpflichtungen nachkommen wollten und – ich möchte diesen Punkt besonders hervorheben – um im gutem Glauben zu handeln. All diese Hoffnungen sind jedoch im Februar 2022 zunichte gemacht worden, wie Präsident Wladimir Putin ausführte:
Unsere Beziehungen zum Westen werden nie mehr so sein wie vor Februar 2022!
Das war eine sehr deutliche Aussage. Sie zeigt, dass bis Februar 2022 zwar noch die Hoffnung bestand, doch dass wir ab diesem Moment erkannt hatten, dass unsere einzige Option darin bestand, die spezielle Militäroperation zu starten.
Wir haben gezeigt, dass diese Hoffnung real war, indem wir bereits im Dezember 2021 sinnvolle Initiativen vorgelegt hatten, während der Westen weltweit verkündete, dass Russland eine Invasion vorbereite und diese Invasion verhindert werden müsste:
Im Anschluss kam der damalige CIA-Direktor William Burns nach Russland, um uns vor einem solchen Vorgehen zu warnen!
Wir antworteten ehrlich, dass unser vorrangiges Ziel darin bestehe, NATO daran zu hindern, militärische Bedrohungen entlang unserer Grenzen zu erzeugen, indem sie die Ukraine militarisiere und in ihre Doktrinen aufnehmen lasse, Russland als Gegner, wenn nicht sogar als Feind anzusehen.
Ebenfalls im Dezember 2021 lieferten wir auf Anweisung von Präsident Wladimir Putin Vertragsentwürfe für Russland und NATO sowie für Russland und USA, um zu zeigen, dass es eine tragfähige Alternative gebe. Diese Dokumente sahen vor, Sicherheitsbedenken und Bedrohungen zu adressieren. Unser Präsident wies uns, Diplomaten, Militärbehörden und Sonderdienste an, diese Dokumente im November 2021 zu entwerfen. Im Wesentlichen bestanden diese Verträge darin, politische Verpflichtungen festzulegen, die von allen europäischen Ländern sowie den Vereinigten Staaten und Kanada im Rahmen der OSZE gebilligt worden waren:
Sie unterzeichneten all diese feierlichen Versprechen bereits 1999 und bekräftigten sie 2010 auf dem OSZE-Gipfel in Astana!
Aber nichts änderte sich: Die NATO setzte ihre Expansion fort, wie wir aus heutigem Blickwinkel bestätigen können. Wir hofften immer noch, sie als ehrliche Partner zu gewinnen, indem wir sie darauf aufmerksam machten, dass ihr Handeln im Widerspruch zu ihren vormaligen Verpflichtungen mit allen besagten Zusagen stand. Aber sie antworteten einmal mehr, dass diese Verpflichtungen nur politische Zusagen, doch keine bindenden Verpflichtungen gewesen wären. Das gleicht einem Zynismus in seiner reinsten Form. Zu der Zeit, als Dmitri Medwedew Präsident war, schlugen wir vor, diese Zusagen in bindende Verpflichtungen umwandeln zu lassen. Schließlich hatten sie diese Verpflichtungen durch ihre Unterschrift einst bekräftigen lassen. Sie dachten darüber nach, …
… kamen aber zum Schluss, dass nur NATO den exklusiven Rahmen abgebe, um rechtlicher Garantien erteilen zu lassen!
Das bedeutet, dass sie auf konzeptioneller und mentaler Ebene weiterhin sicherstellen wollten, dass NATO als Magnet, als eine Art Köder fungierte, selbst in einer Zeit, in der die UdSSR und der Warschauer Pakt nicht mehr existierten und der Kalte Krieg zusammen mit seinen ideologischen Rivalitäten schon der Vergangenheit angehörte. Es lief darauf hinaus, dass sie sagten: „Wenn Ihr Euch uns anschließt, garantieren wir Euch Sicherheit, aber dafür müsst Ihr uns gehorchen!“ Doch was für einen Rat gaben sie?
Ihr einziger Rat war, Russland anzugreifen!
Man muss sich nur ansehen, wie sie versucht haben, unsere serbischen Freunde und Brüder buchstäblich zu zwingen, erstens die Unabhängigkeit des Kosovo anzuerkennen und zweitens sich der russlandfeindlichen Politik der EU anzuschließen. Darüber hinaus haben sie dies ganz offen und für alle hörbar zum Ausdruck gebracht, indem sie behaupteten, sie seien bereit, Serbien in die EU aufzunehmen. Allerdings könne Serbien im Gegenzug Kosovo sowie seine Freundschaft und historischen Bindungen zu Russland vergessen:
Es hätte sich vielmehr allen Sanktionen und allen aggressiven Vorbereitungen für einen Krieg gegen Russland anzuschließen!
Was für eine seltsame Denkweise. Es sind die Westeuropäer sowie die sogenannten Neuen Europäer, vertreten durch die Polen und die baltischen Staaten, die in dieser Hinsicht eine führende Rolle spielen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass sogar ein ernstzunehmendes Land wie Frankreich, wie Sie erwähnt hatten, beschlossen hat, dabei mitzuspielen!
Erst kürzlich hat Präsident Emmanuel Macron einen weiteren verfänglichen Slogan geprägt, indem er behauptete, Russland habe diesen Krieg erfunden, weil es keinen Grund gegeben hätte, diesen zu beginnen und keine wirklichen Bedrohungen vorgelegen hätten, doch alles nur Schwindel gewesen wäre. Ich erinnere mich nicht mehr an seine genauen Worte, aber er sprach von einer erschütterten Macht, die den Verlust ihrer Staatlichkeit und ihrer imperialistischen kolonialen Vergangenheit beklagte. Das hat der französische Präsident gesagt. Es scheint, dass er wirklich ein Problem mit seinen Zustimmungswerten hat.
Sie haben den französischen Generalstabschef erwähnt, aber es gibt auch den deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius, der sagte, dass Russland voraussichtlich vor 2030 die NATO angreifen werde:
Jetzt behauptet er, dass dies bereits 2029 oder sogar 2028 geschehen könnte!
Worauf bereiten sie ihre Bevölkerungen vor? Wollen sie ein Gefühl der Unvermeidbarkeit schaffen? Soweit ich weiß, ist Frankreich dabei, seine Wirtschaft umzustrukturieren, indem es zivile Sektoren dazu zwingt, für den militärisch-industriellen Komplex zu arbeiten. Kürzlich bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem stand, dass sie sogar versuchen, das Gesundheitswesen auf eine militärische Basis umzustellen, um es auf den Einsatz für militärische Aktionen vorzubereiten und französische Soldaten zu retten. Sie erwähnten, dass jemand in Frankreich erklärt habe, dass man seine Kinder nicht schonen solle, um der Freiheit willen. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit: Marianne [Anmerkung der Redaktion: Allegorie für Frankreich und die Französische Republik] dreht sich wohl im Grab um! Was für eine erstaunliche Geschichte. Lassen Sie mich noch einmal wiederholen:
Es gibt keinen einzigen Beweis, dass Russland beabsichtige, Frankreich anzugreifen!
Wir kamen schon ein paar Mal bis nach Paris. Tatsächlich waren wir es, welche sie – ich meine die Franzosen – befreit haben. Durch die Zusammenarbeit mit General Charles de Gaulle und seiner Widerstandsbewegung haben wir ihnen geholfen, ihre nationale Schande zu überwinden, nachdem sie alles, was sie hatten, an Adolf Hitler abgaben und unter der Besatzung auf dem Montmartre Kaffee tranken.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einen weiteren Punkt ansprechen. Die Europäer weigern sich einfach, dieser Logik zu folgen, aber es gibt keine Ausflüchte:
Sie freuen sich hämisch darüber, dass Russland seine Ziele nicht erreicht und es kaum geschafft hätte, den armen und bedrängten Ukrainern ein paar kleine Landstücke abzunehmen. Dies bedeute, dass es keinen Grund zur Angst gebe! Sie tun so, als ob die europäische Armee viel stärker wäre und Russland keine Atomwaffen einsetzen würde, während Europa Russland in einer konventionellen Konfrontation leicht besiegen könnte, zumal Europa die Bevölkerung Russlands um das Fünffache übertrifft. In diesen Einschätzungen stellen sie die Art und Weise, wie die russischen Streitkräfte ihre Ziele vorantreiben, als zu langsam und ineffizient dar. Wenn das der Fall wäre, warum fürchtet Ihr uns dann so sehr, nachdem wir nicht einmal die Ukraine erobern können, wie man behauptet? Man sagt immer wieder, dass EU-Europa nach der Ukraine als Nächstes an der Reihe sei. Wie können diese Einschätzungen nebeneinander gelten?
Sie scheinen ein Problem mit ihrer Analyse und ganz einfach mit ihren Politikern zu haben, deren Aufgabe es wäre, ihrem Volk eine ehrliche Erklärung für die Geschehnisse abzuliefern. Diese Eliten haben sich für den Krieg entschieden und ihre gesamte politische Karriere ganz auf die Mission ausgerichtet, Russland auf die eine oder andere Weise eine strategische Niederlage zuzufügen. Vor ein paar Jahren sprachen sie davon, Russland auf dem Schlachtfeld besiegen zu können. Heute geht es darum, Russland mit Sanktionen strangulieren zu lassen. Sie behaupten bereits, dass …
- die russische Wirtschaft zusammenbrechen und diesen Schlag nicht verkraften könne!
- ihre Mission fast erfüllt sei!
Diejenigen, die diese Behauptungen aufstellen, scheinen die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg und anderen Konflikten vergessen zu haben, in denen Menschen sich zusammenschlossen, um ihr Land, ihre nationale Würde, ihre Geschichte und die Zukunft ihrer Kinder in der Minute, Stunde und dem Jahr der Not zu verteidigen.
Was die aktuelle Lage an der Frontlinie betrifft, die Kontaktlinie im Rahmen der Speziellen-Militär-Operation, so hat Präsident Wladimir Putin kürzlich das Hauptquartier unserer Streitkräfte besucht. Die Informationen aus diesen Treffen, über die in den Medien berichtet wurde, sprechen für sich!
Der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz vertreten eine arrogante Haltung und dies gilt umso mehr für Belgier sowie Niederländer, inklusive Mark Rutte. All dies zeigt jedoch ihre Verwirrung. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Wahrscheinlich riskierten sie ihre Macht zu verlieren, falls sie ihre Rhetorik radikal umstellen und beginnen würden, sich an vernünftigen Europäern wie dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban und dem slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico zu orientieren. Jene sagen, dass man mit Russland sprechen sollte und aufhören müsste, auf den Kriegskurs zu setzen!
Übersetzung: UNSER-Mitteleuropa
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Fortsetzung mit Teil 2 folgt
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