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Fehlende Rüstungskontrollverträge nützen nur dem militärisch-industriellen Komplex | Quelle: mil.ru

Der INF-Vertrag war ein Rüstungskontrollvertrag zwischen den USA und der UdSSR, der am 8.12.1987 unterzeichnet wurde. Das Abkommen wurde unter der ersten Administration von Donald Trump am 1.2.2019 gekündigt.

Falken des Atlantiks zündeln mit Nuklearwaffen

Von REDAKTION | Der INF-Vertrag [Intermediate Range Nuclear Forces Treaty – Mittelstrecken-Nuklearstreitkräfte Vertrag] verbot sowohl USA wie auch UdSSR, alle nuklearen und konventionellen bodengestützten ballistischen Raketen, Marschflugkörper und Raketenwerfer mit einer Reichweite von 500 bis 1.000 km („Kurzstrecken”) und 1.000 bis 5.500 km („Mittelstrecken”). Nachfolgend ließen beide Länder bis Mai 1991 2.692 Raketen vernichten und vereinbarten über zehn Jahre Vor-Ort-Inspektionen zur Überprüfung der Einhaltung des Vertrags zuzulassen. Luft- oder seegestützte Raketen blieben vom INF-Vertrag ausgeklammert.

Die USA rechtfertigten im Jahr 2019 aufgrund vermeintlicher Verstöße Russlands ihren Schritt aus dem INF Vertrag einseitig auszusteigen. Moskau wies die Vorwürfe entschieden zurück. Man vermutete jedoch hinter dem US-Ausstieg als wahren Grund, dass China nie Teil des besagten INF Vertrages gewesen war.

Russland forderte die USA zur Zurückhaltung auf und erklärte ihrerseits sich freiwillig an ein Moratorium in Bezug auf die Stationierung und den Einsatz derartiger Waffensysteme weiterhin halten zu wollen, um ein erneutes Wettrüsten möglichst zu vermeiden. Im Jahr 2024 warnte Moskau jedoch die USA, ihr freiwilliges Moratorium ggfs. wieder aufheben zu müssen, nachdem die USA Pläne zur Stationierung von Langstreckenwaffen in Deutschland für das Jahr 2026 bekannt gegeben hatten.

Anfang August 2025 war es dann soweit: Russland verkündete ab dem 4. August 2025, wie auch die USA nur schon seit dem Jahr 2019, sich nicht mehr an den INF Vertrag halten zu können. Als einen der Gründe für den Kurswechsel nannte Russland die Stationierung eines Typhon-Feuersystems mittlerer Reichweite (SMRF – Strategic Mid-range Fires System], welches nach einem US-Manöver auf den Philippinen scheinbar „vergessen“ wurde wieder von dort abziehen zu lassen.

Moskau konnte drüber hinaus auch nicht mehr übersehen, wie insbesondere die Staatskanzleien in Großbritannien, Frankreich und Deutschland sich unter dem Oberkommando der „City of London“ einem Kriegsrausch ergaben und mit unüberhörbaren Säbelrasseln dem ersehnten Schlagabtausch mit Russland bis zum Jahr 2030 entgegenstreben. Im Gegensatz zum vorigen Jahrhundert reagiert die Bevölkerung teilnahmslos und scheint inzwischen mental in andere Sphären entrückt.

Erklärung des russischen Außenministeriums – in deutscher Übersetzung –
zum Moratorium und Einsatz von bodengestützten Mittelstrecken- und Kurzstreckenraketen

Vor dem Hintergrund vorsätzlicher Handlungen der Vereinigten Staaten, die 2019 zur Beendigung der Gültigkeit und Existenz des Vertrags über nukleare Mittelstreckensysteme (INF-Vertrag) geführt hatten, unternahm die Russische Föderation in den folgenden Jahren Eigeninitiativen, um Zurückhaltung in diesem Bereich zu bewirken. Dies kam insbesondere durch Erklärungen von höchster Ebene in den Jahren 2019 und 2020 zum Ausdruck, gemäß denen unser Land freiwillige einseitige Selbstbeschränkungen in Bezug auf den Einsatz bodengestützter Raketen mit INF-Reichweite, auf sich nahm, sofern ähnliche Raketensystem aus US-amerikanischer Produktion in den betreffenden Regionen der Welt auch nicht aufgestellt würden. Zugleich forderte Russland die NATO-Staaten direkt auf:

  • ein gegenseitiges Moratorium [Aufschub] zur Stationierung von Waffensystemen, die zuvor durch den INF-Vertrag verboten waren, zu erklären,
  • die Verbündeten der USA im asiatisch-pazifischen Raum, russische Bemühungen zur Verhinderung eines Wettrüstens in dieser Region unterstützen zu lassen.

Wir mussten jedoch feststellen, dass die russischen Initiativen nicht erwidert wurden. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten haben nicht nur offen Pläne zum Einsatz von US-amerikanischen bodengestützten INF-Raketen in verschiedenen Regionen angekündigt, sondern inzwischen erhebliche Fortschritte bezüglich der praktischen Umsetzung solcher Absichten erzielt. Zunehmend anwachsendes und objektives Datenmaterial belegt insbesondere das Folgende:

  • Erprobung der Basisversionen einer Vielzahl oben genannter von Washington entwickelten Waffen, die größtenteils abgeschlossen wurden oder sich in der Endphase befinden.
  •  Anlauf der Serienproduktion einiger dieser Systeme.
  • Bildung und Stationierung von Spezialeinheiten mit Kommandos zum Einsatz und zur Vorwärtsstationierung solcher Waffen in den jeweiligen Regionen durch das Pentagon.
  • Vorbereitung der dafür erforderlichen Infrastruktur.
  • Erhalt zunehmender Hinweise, dass Raketensysteme oben genannter Reichweite direkt in Gebiete verlegt werden, in denen gemeinsam mit US-Verbündeten außerhalb des US-Hoheitsgebiets Militärübungen durchgeführt werden.

Konkret haben wir seit 2023 Fälle beobachtet, in denen US-Systeme, die INF-Raketen landgestützt abschießen können, zur Erprobung im Rahmen von Übungen mit eindeutig antirussischer Ausrichtung in einige europäische NATO-Länder transportiert worden sind. Dazu gehören insbesondere Übungen in Dänemark mit einem mobilen (tragbaren) Mk70-Abschussgerät.

Im asiatisch-pazifischen Raum stellen wir fest, dass unter dem Vorwand von Ausbildungsmaßnahmen im April 2024 ein Mittelstreckenraketensystem vom Typ Typhon auf die Philippinen verbracht wurde und dort nach wie vor stationiert blieb. Ein System desselben Typs wurde im Juli dieses Jahres in Australien im Rahmen der multilateralen Manöver „Talisman Sabre 2025” bei Live-Feuerübungen eingesetzt. Im Verlauf dieser Manöver setzte das US-Militär auch ein Hyperschall-Mittelstreckensystem vom Typ „Dark Eagle”, das damit erstmals im Ausland zum Einsatz kam, ein. Es wurde offen erklärt, dass…

 … dieser Einsatz „zur Machtdemonstration” diene und betont, dass solche Systeme schnell verlegbar wären!

Darüber hinaus startete während dem Manöver „Talisman Sabre 2025“ eine australische Besatzung des von den USA gelieferten HIMARS-Systems eine in den USA hergestellte PrSM-Rakete [Precision Strike Missile], die bereits 2021 vom Pentagon auf eine Reichweite von mehr als 500 km [Anmerkung der Redaktion: Der inzwischen gekündigte INF Vertrag setzte 500 km als oberstes Limit fest] getestet worden war und somit als bodengestützte Rakete der INF-Klasse gilt. Zuvor waren solche Raketen von Einheiten der US-Armee während einer Live-Feuerübung im Juni letzten Jahres auf dem Gebiet der Republik Palau von einer künftig autonomen HIMARS-basierten Plattform aus abgefeuert worden.

Bemerkenswert ist, dass die beschriebenen Versuche und Teststarts der PrSM-Rakete, deren künftige Modifikationen Tests auf Entfernungen von mehr als 1000 km erwarten lassen, effektiv bedeuten, dass jede Kampfeinheit des M142 HIMARS [Mehrfachraketenwerfer Artilleriesystem auf Lastwagenfahrgestell von Lockheed Martin] und ähnlicher M270 MLRS-Kettenfahrzeuge als landgestützter Werfer für Raketen der INF-Reichweite betrachtet werden kann. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem bereits eine beträchtliche Anzahl dieser US-Waffen in vielen Ländern der Welt stationiert sind und weiterhin stationiert werden, wodurch in mehreren Fällen die Arsenale der Verbündeten und Partner der USA aufgestockt werden, darunter auch in der Ukraine, welche diese Systeme in ihrem Krieg gegen die Russische Föderation einsetzt.

Daher ist es offensichtlich, dass US-amerikanische Waffen, die aufgrund ihrer Spezifikationen in die Kategorie der bodengestützten INF-Raketensysteme fallen, zunehmend in verschiedenen Regionen auftauchen, darunter auch in solchen, die für die nationale Sicherheit der Russischen Föderation von besonderer Bedeutung sind.

Die beschriebenen Maßnahmen der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten werden von offiziellen Erklärungen begleitet, wonach die „langfristige“ (tatsächlich dauerhafte) Präsenz von US-Waffen der genannten Klasse in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum gewährleistet werden soll. Insbesondere haben Washington und Berlin Pläne angekündigt, ab 2026 mit der Stationierung der oben genannten Typhon- und Dark Eagle-Systeme auf deutschem Territorium, mit dem Ziel ihrer „dauerhaften Stationierung“, zu beginnen.

Darüber hinaus wurde seit 2021 eine spezialisierte „Task Force” des US-Militärs dauerhaft in Deutschland stationiert!

[Anmerkung der Redaktion: Typhon ist eine mobile Startrampe für SM-6 Raketen und Tomahawk Marschflugkörper zum Schließen der Reichweitenlücke zwischen PrSM und Raketen großer Reichweite. Dark Eagle bezeichnet eine US-Hyperschallrakete in der Entwicklung für große Reichweiten.]

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die erklärte Absicht mehrerer Verbündeter der USA, von Washington bodengestützte INF-Raketen zu erwerben und/oder eigene Raketen mit einer Reichweite von 500 bis 5500 km zu entwickeln oder ihre bestehenden nationalen Arsenale solcher Waffen auszubauen. Offensichtlich werden solche Waffensysteme den Bestand an Mitteln ergänzen, die bei der Durchführung und potenziellen Durchführung der sogenannten „integrierten“ Operationen eingesetzt werden sollen, die von den Streitkräften der USA und ihrer Verbündeten im Rahmen der entsprechenden Bündnisse und Koalitionen gemeinsam geplant werden.

Insgesamt führen die oben genannten Schritte des „kollektiven Westens“ zum Aufbau und zur Verstärkung destabilisierender Raketenkapazitäten in den an die Russische Föderation angrenzenden Regionen und stellen eine direkte Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes, die strategischer Natur ist, dar. Generell sind diese Entwicklungen mit einer ernsthaften negativen Belastung behaftet und bergen erhebliche destruktive Folgen für die regionale und globale Stabilität, einschließlich einer gefährlichen Eskalation der Spannungen zwischen den Atommächten.

Russland hat stets deutlich gemacht, dass ein solches Szenario unser Land dazu zwingen würde, militärisch-technische Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um den neu entstehenden Bedrohungen entgegenzuwirken und das strategische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Da unsere wiederholten Warnungen in dieser Hinsicht ignoriert wurden und sich die Situation in Richtung einer tatsächlichen Stationierung von in den USA hergestellten bodengestützten INF-Raketen in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum entwickelt, muss das russische Außenministerium erklären, dass die Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung eines einseitigen Moratoriums für den Einsatz ähnlicher Waffen nicht mehr gegeben sind. Das Ministerium ist ermächtigt, zu erklären, dass…

… sich die Russische Föderation nicht mehr an die zuvor beschlossenen Selbstbeschränkungen gebunden fühlt!

Entscheidungen über die konkreten Parameter der Gegenmaßnahmen werden von der Führung der Russischen Föderation auf der Grundlage einer behördenübergreifenden Analyse des Umfangs der Stationierung von INF-Raketen durch die USA und andere westliche Länder sowie der allgemeinen Entwicklung im Bereich der internationalen Sicherheit und strategischen Stabilität, getroffen.

04.08.2025 – Ministerium für ausländische Angelegenheiten der Russischen Föderation

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Übersetzung. UNSER-MITTELEUROPA

 

Von Redaktion

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