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2.10.2025 – Wladimir Putin hält eine Grundsatzrede zur multipolaren Weltordnung | Quelle: Kreml - Presse-Büro des Präsidenten

Im letzten Teil seiner Rede am diesjährigen Valdai-Forum definiert Wladimir Putin die Besonderheiten der neuen multipolaren Weltordnung sowie die Vorläuferrolle, welche die Vereinten Nationen entgegen allen Kritikpunkten dafür gespielt hat.

Wladimir Putin: „Achtung vor Traditionen ist die wichtigste
Voraussetzung zur Lösung von Problemen zwischen Völkern!“

Putin spricht über das, worüber sich der „Westen“ zurzeit noch in Schweigen hüllt | Quelle: Kreml – Presse-Büro des Präsidenten

Fortsetzung von Teil 2:
[…]
Wladimir Putin:  Beispiele [für weltweit ungelöste Konflikte als Ergebnis gescheiterter bzw. kontraproduktiver “westlicher Diplomatie des Monologs und Endlos-Belehrungen“ als Kennzeichen monopolarer Weltordnung] gibt es in den letzten 30 Jahren unzählige:

Ein Beispiel davon ist der palästinensisch-israelische Konflikt, der nicht gelöst werden kann, weil das Drehbuch unilateraler Diplomatie des Westens die Geschichte, Traditionen, Identität und Kultur, der dort lebenden Völker grob fahrlässig missachtet. Gleiches trifft auf die Stabilisierung der Lage im Nahen Osten insgesamt zu, welche sich im Gegenteil, dazu noch rapide verschlechtert. Derzeit machen wir uns mit den Initiativen von Präsident Trump vertraut. Mir scheint, dass…

 … es diesbezüglich ein Licht am Ende des Tunnels gibt!

Ein [anderes] schreckliches Beispiel ist die Tragödie in der Ukraine, welche für sowohl Ukrainer wie auch Russen gleichermaßen schmerzhaft ist. Die Ursachen des Ukraine-Konflikts sind allen bekannt, der sich der Mühe unterzogen sich mit den Hintergründen der aktuellen Auseinandersetzung vertraut zu machen. Ich möchte mich nicht wiederholen, doch bin mir sicher, dass die Anwesenden in diesem Saal über besagten Konflikt wie auch meine schon oft geäußerte Positionen zu diesem Thema, gut informiert sind.

Eine andere Sache ist auch bekannt: Diejenigen, welche die Ukraine ermutigten, anstachelten, bewaffneten und gegen Russland aufhetzten, nachdem sie dort jahrzehntelang einen zügellosen Nationalismus und Neonazismus gezüchtet hatten, haben ehrlich gesagt, sich nicht nur um die russischen, sondern auch die eigentlichen, wahren Interessen des ukrainischen Volkes – entschuldigen Sie bitte den Ausdruck – einen Dreck geschert. Es war ihnen einfach egal:

Das [ukrainische] Volk ist für Globalisten und Expansionisten im Westen samt den Handlangern in Kiew nur Verbrauchsmaterial!

Die Ergebnisse dieser rücksichtslosen Abenteuerpolitik sind offensichtlich, darüber gibt es nichts zu diskutieren!

Man könnte sich noch eine andere Frage stellen: Hätte es anders kommen können? Wir wissen, was Präsident Trump sagte: Wenn er an der Macht geblieben wäre, hätte das vermieden werden können. Ich stimme dem zu: Tatsächlich hätte dies vermieden werden können, wenn unsere Zusammenarbeit mit der damaligen Biden-Administration anders gestaltet worden wäre und:

  • Wenn die Ukraine nicht zu einem zerstörerischen Instrument in fremden Händen gemacht worden wäre!
  • Wenn man dafür nicht den Nordatlantikblock verwendet hätte, der sich in Richtung unserer Grenzen ausbreitete!
  • Wenn die Ukraine ihre Unabhängigkeit und wahre Souveränität letztendlich hätte behalten können!

Eine weitere Frage lautet: Wie hätten die bilateralen Probleme zwischen Russland und Ukraine als objektive Folge des Zerfalls eines riesigen Landes und komplexer geopolitischer Transformationen, gelöst werden können? Im Übrigen glaube ich, dass auch die Auflösung der Sowjetunion mit der Haltung der damaligen russischen Führung zusammenhing, die versuchte jede ideologische Konfrontation zu beseitigen, indem sie darauf hoffte, dass…

 … nach dem Ende des Kommunismus „Brüderlichkeit” eintreten könne!

Nein – nichts dergleichen geschah! Es stellte sich jedoch heraus, dass…

  • andere Faktoren bzw. geopolitische Interessen ins Spiel kamen!
  • ideologische Widersprüche damit gar nichts zu tun hatten!

[Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist der vormals medial fanatisch bemühte Gegensatz „Kapitalismus versus Kommunismus“]

Wie hätten sich besagte „andere Faktoren“ in einer polyzentrischen Welt [besser] lösen lassen? Wie hätte man [unter solchen Umständen der Multipolarität] die Situation in der Ukraine lösen können? Ich denke, falls es Multipolarität [schon damals] gegeben hätte, hätten die verschiedenen Pole die Situation rund um den Ukraine-Konflikt sozusagen mehr auf sich selbst, das heißt auf die potenziellen Spannungsfelder und Bruchlinien in ihren eigenen Regionen „referenziert”, wobei in Folge die kollektive Entscheidung viel verantwortungsbewusster und ausgewogener ausgefallen wäre.

Die Ausgangslage zur Beilegung des Konflikts wäre das Verständnis gewesen, dass alle Beteiligten in dieser schwierigen Situation ihre eigenen Interessen vertreten. Diese folgen objektiven und subjektiven Umständen und können nicht ignoriert werden. Das Bestreben aller Länder, Sicherheit und Fortschritt sicherzustellen, ist legitim: Das gilt natürlich sowohl für die Ukraine als auch für Russland bzw. alle entsprechenden Nachbarn. Gerade diese Staaten der Region sollten im Zuge der Schaffung eines regionalen Systems das letzte Wort haben. Nachdem sie direkt davon betroffen sind, verfügen gerade sie über die besten Voraussetzungen, sich auf ein für alle akzeptables Modell der Zusammenarbeit zu einigen, was in ihrem vitalem Interesse liegt!

Für andere Länder ist die Situation der Ukraine, in diesem Fall…

… eine Karte in einem anderen, viel größeren bzw. [nur] eine in ihrem eigenen Spiel!

Diese [raumfernen Länder] haben in der Regel mit den konkreten Problemen besagter [fernen] Länder, die in diesem [lokalen] Konflikt verwickelt sind, im Allgemeinen und Speziellen nichts zu tun. Er [der lokale Konflikt] dient [raumfernen Mächten] nur als Vorwand und Mittel, um:

  •  ihre geopolitischen Ziele durchzusetzen!
  • ihren Einflussbereich auszuweiten!
  • ein wenig am Krieg zu verdienen!

So „kletterte“ man mit Hilfe der NATO-Infrastruktur bis an unsere Türschwelle heran: Sie [die raumfernen Mächte] sahen jahrelang teilnahmslos zu, wie:

  • der Tragödie im Donbass!
  • dem Völkermord und der Vernichtung des russischen Volkes auf unseren angestammten, historischen Territorien!

Jene Ereignisse hatten nach dem blutigen Staatsstreich in der Ukraine im Jahr 2014 ihren Anfang genommen!

Im Gegensatz zu diesem Verhalten, welches [EU-]Europa und bis vor kurzem auch die Vereinigten Staaten unter der vorherige Administration [unter Joe Biden] zeigten…

stehen die Maßnahmen der Mehrheit der Länder der Welt!

[Anmerkung der Redaktion: Das sind rund 90% der Weltbevölkerung – also rund sieben Milliarden Menschen plus, verglichen mit der knappen Milliarde, welche den sogenannten „Westen“ heute gerade noch mit sinkender Tendenz ausmachen].

Sie [die Länder der globalen Mehrheit] weigern sich Partei zu ergreifen, doch sind bestrebt, mit echter Hilfe zur Herstellung eines gerechten Friedens beizutragen. Wir sind allen Staaten dankbar, die sich in den letzten Jahren aufrichtig darum bemüht haben, einen Ausweg aus dieser Situation zu finden und unsere Partner sind, wie:

  • die Gründer-Staaten von BRICS: China, Indien, Brasilien, Südafrika!
  • Weißrussland und auch Nordkorea!
  • unsere Freunde in der arabischen, islamischen Welt, vor allem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Ägypten, die Türkei und Iran!
  • Serbien, Ungarn und Slowakei in Europa!
  • sowie viele andere Länder in Afrika und Lateinamerika!

Leider ist es bisher nicht gelungen, die Kampfhandlungen zu beenden, aber die Verantwortung dafür liegt nicht bei der „Mehrheit”, die das nicht schaffte, sondern bei der „Minderheit“…

vor allem bei [EU-]Europa, die den Konflikt ständig anheizen!

 Meiner Meinung nach, gibt es dort [in EU-Europa] derzeit kein anderes Ziel!

Dennoch glaube ich, dass der gute Wille die Oberhand gewinnen wird. Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel: Ich denke, dass auch in der Ukraine, wie wir sehen, allmählich Veränderungen stattfinden:

Wie sehr man den Menschen auch das Gehirn wäscht, finden dennoch Veränderungen im öffentlichen Bewusstsein statt und zwar bei der überwiegenden Mehrheit der Länder rund um die Welt!

Tatsächlich hat das Phänomen der globalen Mehrheit zu einer neuen Entwicklung im internationalen Leben geführt. Dazu möchte ich ein paar Worte sagen:

Worin besteht ihr Wesen [das der globalen Mehrheit]? Darin, dass die überwiegende Mehrheit der Staaten der Welt darauf ausgerichtet ist, ihre eigenen zivilisatorischen Interessen zu verwirklichen, von denen das wichtigste ihre ausgewogene, fortschreitende Entwicklung ist. Das scheint selbstverständlich zu sein – so war es schon immer:

Doch in früheren Epochen wurde das Verständnis besagter Interessen oft durch ungesunde Ambitionen, Egoismus und den Einfluss expansionistischer Ideologien verzerrt!

[Anmerkung der Redaktion: Mit „expansionistischen Ideologen“ meint W. Putin den Kolonialismus und seine diversen Derivate des 19. – und 20. Jahrhunderts bis heute].

Heute werden sich die meisten Länder und Völker, das heißt die globale Mehrheit, ihrer wahren Interessen bewusst. Das Wichtigste dabei ist jedoch, dass sie die Kraft und das Selbstvertrauen finden, diese Interessen gegen äußere [negative] Einflüsse zu verteidigen. Ich möchte hinzufügen, dass sie bereit sind, bei der Förderung und Verteidigung ihrer eigenen Interessen mit Partnern zusammenzuarbeiten, d. h. internationale Beziehungen, Diplomatie und Integration in eine Quelle ihres Wachstums, Fortschritts und ihrer Entwicklung zu verwandeln. Die Beziehungen innerhalb der globalen Mehrheit stellen den Prototyp politischer Praktiken dar, die in einer polyzentrischen Welt notwendig und wirksam sind. Das sind, insbesondere:

  • Pragmatismus und Realismus!
  • die Ablehnung einer „Block”-Philosophie!
  • das Fehlen starrer, von einer einzigen Seite verhängter Verpflichtungen!
  • das Fehlen von Modellen, in denen es Partner „oben“ und „unten“ gibt!
  • die Fähigkeit Interessen zu vereinen, die nicht immer übereinstimmen mögen, doch im Allgemeinen nicht im Widerspruch zueinander stehen!
  • Die Abwesenheit von Antagonismus als Grundprinzip!

Derzeit gewinnt eine neue Welle praktischer Entkolonialisierung an Kraft:

Ehemalige Kolonien erlangen neben ihrer Staatlichkeit auch politische, wirtschaftliche, kulturelle und weltanschauliche Souveränität!

In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Jubiläum von Bedeutung: Wir haben gerade den 80. Jahrestag der Gründung der Vereinten Nationen [UN] gefeiert. Sie ist nicht nur die repräsentativste und universellste politische Struktur der Welt, sondern auch ein Symbol für den Geist der Zusammenarbeit und Allianz, ja sogar einer Bruderschaft im Kampf, welche in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts dazu beigetragen hat, die Kräfte zu bündeln, um das schrecklichste Übel der Geschichte zu bekämpfen: Die gnadenlose Maschinerie zur Vernichtung und Versklavung!

Die entscheidende Rolle in diesem gemeinsamen Sieg über den Nationalsozialismus, auf den wir stolz sind, kommt natürlich der Sowjetunion zu. Man muss sich nur die Zahl der Opfer aller Teilnehmer-Staaten der Anti-Hitler-Koalition vergegenwärtigen und alles wird klar – das genügt!

Die UN sind natürlich das Erbe des Sieges im Zweiten Weltkrieg – die bislang erfolgreichste Erfahrung im Zuge der Schaffung einer internationalen Organisation, in deren Rahmen es möglich ist, drängende Probleme weltweit zu lösen.

Derzeit hört man oft, wonach das System der Vereinten Nationen gelähmt sei und in einer Krise stecke. Das ist zur Binsenweisheit geworden. Einige behaupten sogar, dass die UN sich überlebt hätte und zumindest radikal reformiert werden müsste. Ja, natürlich gibt es sehr viele Probleme in der Arbeit der UN, sehr viele:

Aber es gibt auch noch nichts Besseres als die UN – das gilt es gleichermaßen anzuerkennen!

Das Problem liegt eigentlich nicht bei den UN, denn ihr Potenzial ist sehr groß. Die Frage ist vielmehr:

Wie wir selbst – diese vereinten, aber derzeit leider getrennten Nationen – all diese Möglichkeiten nutzen!

Zweifellos steht die UN vor Schwierigkeiten. Wie jede Organisation hat sie sich heute an die verändernden Realitäten anpassen. Bei ihrer Reform und Weiterentwicklung ist es jedoch entscheidend, dass ihre ursprüngliche Bedeutung nicht verloren ginge oder verfälscht würde. Das betrifft nicht nur die Bedeutung, die bei der Gründung der Vereinten Nationen festgelegt wurde, sondern auch die Bedeutung, welche die UN im Laufe ihrer komplexen Entwicklung dazu gewonnen hat.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass sich die Zahl der UN-Mitgliedstaaten seit 1945 fast vervierfacht hat!

[Anmerkung der Redaktion: Inzwischen 193 Staaten]. Die Organisation [UN], die auf Initiative einiger großer Länder ins Leben gerufen wurde, hat sich im Laufe ihres jahrzehntelangen Bestehens nicht nur vergrößert, sondern hat auch viele verschiedene Kulturen und politische Traditionen „in sich adaptiert”, Vielfalt gewonnen und sich zu einer wahrhaft multipolaren Organisation entwickelt, lange bevor die Welt selbst multipolar wurde:

Ich bin zuversichtlich, dass dies in der kommenden neuen Ära noch schneller geschehen wird!

Mit anderen Worten: Die Länder, welche die Mehrheit der Weltbevölkerung stellen, bilden inzwischen natürlich auch eine überzeugende Mehrheit innerhalb der Vereinten Nationen. Es bedeutet, dass…

 … ihre Struktur und ihre Leitungsgremien an diese Tatsache anzupassen sind!

Im Übrigen entspräche das viel besser den Grundprinzipien von Demokratie!

Ich will nicht leugnen, dass derzeit keine Einigkeit darüber besteht, wie die Welt gestaltet werden und auf welchen Prinzipien sie in den kommenden Jahren und Jahrzehnten aufbauen soll. Wir sind in eine lange Phase der Suche eingetreten, in der wir uns weitgehend schrittweise nach vorne tasten. Wann sich ein neues stabiles System endgültig herausbilden wird, ist noch ungewiss. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung über einen langen Zeitraum hinweg schwer vorhersehbar und sich manchmal auch sehr unberechenbar erweisen dürfte.

Um klare Orientierungspunkte zu erhalten und nicht vom Weg abzukommen, wird eine solide Grundlage benötigt. Unserer Meinung nach sind dies in erster Linie die Werte, die über Jahrhunderte hinweg in den nationalen Kulturen herangereift sind:

  • aus Kultur und Geschichte!
  • aus ethischen und religiösen Normen!
  • aus dem Einfluss von Geografie und Raum!

Das sind die Grundelemente, aus denen Zivilisationen hervorgingen und besondere Gemeinschaften, die über Jahrhunderte hinweg entstanden sind und das nationale Selbstbewusstsein, die Wertvorstellungen und Traditionen prägen: All das, was zur Orientierung dient, um nicht verloren zu gehen und den Stürmen im bewegten Ozean des internationalen Lebens standzuhalten! Traditionen sind immer einzigartig, originell und für jeden individuell:

Die Achtung vor Traditionen ist die erste und wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung internationaler Beziehungen und zur Lösung auftretender Probleme!

Die Welt hat Versuche der Vereinheitlichung erlebt, bei denen allen ein vermeintlich universelles Modell aufgezwungen wurde, das jedoch den kulturellen und ethischen Traditionen der meisten Völker zuwiderlief. Zu seiner Zeit hat sich die Sowjetunion dieser Sünde schuldig gemacht, indem sie ihr politisches System aufgezwungen hat. Wir wissen das. Ehrlich gesagt glaube ich, dass kaum jemand das bestreiten will.

Dann haben die Vereinigten Staaten diesen „Staffelstab“ aufgegriffen. Auch Europa hat sich deutlich davon unterschieden. In beiden Fällen ist nichts daraus geworden. Oberflächliches, Künstliches, das zudem von außen aufgezwungen wurde, hält nicht lange:

Wer seine eigenen Traditionen respektiert, missbraucht in der Regel nicht die anderer!

Vor dem Hintergrund internationaler Instabilität gewinnt derzeit die eigene Grundlage zur Entwicklung, die nicht von internationalen Turbulenzen abhängig ist, besondere Bedeutung. Wir sehen, wie Länder und Völker sich genau solchen [eigenen] Grundlagen zuwenden. Dies geschieht nicht nur bei der Mehrheit von Staaten der Welt, sondern auch in westlichen Gesellschaften. Falls sie sich alle daran hielten, um sich selbst zu kümmern und nicht Energie auf unnötig ehrgeizige Bestrebungen zu verschwenden, würde es einfacher, mit anderen eine gemeinsame Basis zu finden.

Als Beispiel lassen sich die heutigen Erfahrungen in der Wechselbeziehung zwischen Russland und den Vereinigten Staaten anführen. Wie bekannt, existieren zwischen unseren Ländern nicht wenige Widersprüche und unsere Ansichten zu vielen weltweiten Problemen decken sich nicht. Für solch große Mächte ist das normal – sogar völlig natürlich. Das Wichtigste ist, wie diese Widersprüche gelöst werden und inwieweit es möglich ist, sie friedlich beizulegen.

Die derzeitige Regierung im Weißen Haus trägt ihre Interessen und Wünsche offen vor, ich meine – Sie werden mit mir übereinstimmen – manchmal sogar recht unverblümt, jedoch ohne unnotwendige Heuchelei. Es ist immer besser, klar zu verstehen, was der Gesprächspartner möchte und worauf er hinaus will, als zu versuchen, die wahren Absichten hinter einer Reihe von Ausflüchten mit zweideutigen und nebulösen Andeutungen erraten zu müssen.

Wir sehen, dass die heutige US-Regierung in erster Linie von den Interessen ihres eigenen Landes – so wie sie diese versteht – geleitet wird. Ich halte dies für einen rationalen Ansatz.

Demnach behält sich auch Russland das Recht vor, sich von seinen nationalen Interessen leiten zu lassen, zu denen übrigens auch die Wiederherstellung vollwertiger Beziehungen zu den USA zählt. Wie groß die Widersprüche auch sein mögen, falls wir einander mit Respekt begegneten, würden die Verhandlungen – wie hart und zäh sie auch verlaufen mögen – ihr Ziel erreichen und eine Einigung erzielen können. Es bedeutet, dass letztendlich für beide Seiten akzeptable Lösungen möglich sind.

Multipolarität oder Polyzentrismus, ist eine Realität, die da ist, um zu bleiben: Wie schnell und effektiv es uns gelingen wird, auf dieser Grundlage eine stabile Weltordnung zu schaffen, wird von jedem Einzelnen von uns abhängen. Eine solche Ordnung, ein solches Modell ist in der heutigen Welt nur als Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen, an denen sich alle beteiligen, möglich. Ich wiederhole:

Die Zeiten, in denen eine kleine Gruppe der mächtigsten Staaten entscheiden konnte, wie der Rest der Welt zu leben hätte, sind unwiderruflich vorbei!

Daran sollten sich jene erinnern, die sich nach kolonialen Zeiten zurücksehnen, als es noch üblich war, die Völker in diejenigen, die gleich und einige, die noch gleicher wären, einzuteilen. Besagtes Gleichnis von Orwell [aus seinem Roman „Animal Farm“] ist allseits bekannt. Ein solch rassistisches Verständnis der Probleme…

 … eine solche Haltung gegenüber anderen Völkern und Zivilisationen war Russland nie zu eigen und wird es nie sein!

Wir treten für Vielfalt, Polyphonie und eine Symphonie der Werte ein. Sie werden mit mir sicherlich übereinstimmen, dass die Welt trostlos aussähe, wenn sie monoton aussähe. Russland hat ein sehr turbulentes und schwieriges Schicksal hinter sich. Die bloße Entstehung russischer Staatlichkeit selbst ging mit einer ständigen Überwindung kolossaler historischer Herausforderungen einher.

Ich will damit nicht sagen, dass andere Staaten sich in einem geschützten Umfeld entwickelten – natürlich nicht. Dennoch ist die russische Erfahrung in vielerlei Hinsicht, ebenso wie das Land, das sie geschaffen hat, einzigartig. Das erhebt keinen Anspruch auf Einzigartigkeit oder Überlegenheit, sondern ist lediglich eine Feststellung zu unserer Eigenart.

Wir haben zahlreiche Umwälzungen erfahren und der Welt Anlass zu sehr unterschiedlichen Überlegungen gegeben – sowohl negativen als auch positiven:

Dank unserer speziellen historischen Erfahrungen sind wir besser auf die komplexe, nichtlineare und vieldeutige globale Situation vorbereitet, in der wir alle zu leben haben!

In allen Wendungen hat Russland eines bewiesen: Es war, ist und wird immer sein! Seine Rolle in der Welt verändert sich, das verstehen wir, doch es bleibt eine Kraft, ohne die es schwierig und oft unmöglich sein wird, Harmonie und ein Gleichgewicht herzustellen.

Diese bewährte Tatsache – nachgewiesen über die Geschichte und Zeit – ist eine unbestreitbare Tatsache!

Doch, in der heutigen multipolaren Welt können diese Harmonie und dieses Gleichgewicht, von denen ich gesprochen habe, zweifellos nur durch gemeinsame und kollektive Arbeit erreicht werden:

Ich möchte Ihnen versichern, dass Russland zu einer solchen Arbeit bereit ist!

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank.

Ende der Rede von Wladimir Putin.

 ***

Übersetzung: UNSER-MITTELEUOPA

  • Teil 1 erschien: HIER
  • Teil 2 erschien: HIER


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Von Redaktion

8 Gedanken zu „Wladimir Putin: «Es gibt noch nichts Besseres als die UN – das gilt es anzuerkennen!» – Teil 3“
  1. Vernünftige Erklärungen an Verbrecher bringen nichts,Kommandant Wladimir Putin.Damit Russland diese gefährlichen Zeiten standhaft überbrückt es ist nur seine militärische Supermacht entscheidend.Alles andere ist nur ein sanfter Wind,der dem dekadenten Westen am Arsch vorbeiweht.

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  2. Ex-Trump-Beamter sagt, seine Berater drängen auf Krieg mit Russland
    https://uncutnews.ch/ex-trump-beamter-sagt-seine-berater-draengen-auf-krieg-mit-russland/

    Trump-nahe Denkfabrik legt offen: Die USA planen den multipolaren Krieg – Russland zuerst, China als Endgegner
    Ein vertrauliches Strategiepapier aus dem Umfeld der Marathon Initiative – eines neokonservativen Think Tanks mit direktem Einfluss auf die Trump-Administration – enthüllt den geopolitischen Plan, mit dem die USA ihre globale Vorherrschaft in einer multipolaren Welt sichern wollen. Der Ansatz nennt sich „strategische Sequenzierung“ – und er ist brandgefährlich.
    Vom Zwei-Fronten-Krieg zur strategischen Arbeitsteilung

    Das in War on the Rocks veröffentlichte Papier mit dem Titel “Sequencing over Simultaneity: How to Avert a Two-Front War” plädiert für eine radikale Neuordnung der US-Militärstrategie. Die Vereinigten Staaten, so das Dokument, dürften nicht gleichzeitig gegen Russland, China und Iran vorgehen, sondern müssten ihre Ressourcen „sequenziell“ einsetzen – also nacheinander.

    Mit anderen Worten:
    Erst Iran ausschalten, dann Russland schwächen, anschließend alle Kräfte auf China konzentrieren.

    Diese „Phasenstrategie“ soll sicherstellen, dass die USA ihre hegemoniale Kontrolle behalten, ohne sich in einem gleichzeitigen Mehrfrontenkrieg zu verausgaben. Es ist die logische Fortsetzung der Doktrin der Marathon Initiative, die schon seit Jahren den „langen Krieg zur Aufrechterhaltung der amerikanischen Führungsrolle“ propagiert.
    Phase 1: Iran – der erste Dominostein

    Der erste Schritt besteht laut dem Papier in der kurzfristigen Eliminierung Irans. Das Land wird als „Störfaktor“ einer US-geführten Ordnung in Westasien bezeichnet. Unter der Trump-Regierung wurde die militärische Einkreisung Irans bereits forciert – durch verstärkte Präsenz im Persischen Golf, neue Geheimdienstkooperationen mit Israel und saudische Aufrüstung. Das Ziel: Regimewechsel oder Zerschlagung der iranischen Staatlichkeit.
    Phase 2: Russland – Europa soll die Last tragen

    In der zweiten Phase geht es nicht um die Vernichtung Russlands, sondern um dessen Zermürbung. Washingtons Strategie sieht vor, dass Europa die Hauptlast dieses Stellvertreterkriegs trägt – finanziell, militärisch und sozial.
    „Europa muss Russland binden, nicht besiegen“, heißt es sinngemäß in dem Papier. Damit bestätigt sich, was US-Verteidigungsminister Pete Hegseth bereits im Februar 2025 in München forderte:
    „Europa muss das Frontgewicht tragen, damit Amerika den Indopazifik sichern kann.“

    Das bedeutet: Die EU wird zur geopolitischen Pufferzone degradiert – sie soll Russland beschäftigen, während die USA ihre Kräfte gegen China sammeln.
    https://uncutnews.ch/trump-nahe-denkfabrik-legt-offen-die-usa-planen-den-multipolaren-krieg-russland-zuerst-china-als-endgegner/

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  3. Nur weil es keine Alternative gibt (ja warum nur), bedeutet es eben gerade nicht, daß das bestehende gut und richtig wäre. Es kann böse, verrottet, korrupt und feindlich sein = UNO.

    Diese UNO wurde 1945 erschaffen, um die Weltmachtstellung der USA zu betonieren und die Verbrechen der Sieger aus dem Weltkrieg zu verstecken, für immer. Das die Sowjets nur 4 Jahre später die Atombombe haben und auf Augenhöhe mitspielen, war schon nicht vorgesehen. Die Korruption der UNO liegt daher in den Gründen und Zielen ihrer Erschaffung. Die „großen“ 5 werden daher niemals einer neuen Organisation zustimmen, weil dann mindestens 2 ihre Sonderrollen / Sondermacht verlieren, sofern so eine herausgehobene Stellung dann noch existiert, für die anderen 3. Und das dann islamische Steinzeitstaaten die Regeln / Richtung bei der UNO vorgeben, während China da alles kauft, was sich kaufen läßt, braucht auch nicht stören. Nur jene die durch die UNO mehr Macht haben, als sie ohne hätten oder über die UNO an Geld anderer Staaten kommen, sind für die UNO.

    „nach dem Ende des Kommunismus „Brüderlichkeit” eintreten könne!“

    Seltsam, wenn ich mich umschaue, dann ist der Marxismus präsent und stark wie er seit Breschnew nicht war.

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    1. Ein Gedanke von mir zu Herrn Putins Aussage …
      In meinen Augen eine mehr als sinnlose Organisation !!! Wenn irgendjemand einen Antrag, z.B. wegen des israelischen Völkermordesin Gaza einreicht wird der durch die Amijuden abgeschmettert. Irgendeiner benutzt immer sein sinnloses „Vetorecht“ aber dieser Scheißhaufen kostet nur Unmengen an Geld, bewirkt aber nicht wirklich etwas !
      Mein TIP … AUFLÖSEN !!!
      PS.: Der „Völkerbund war doch die Vorstufe aus dem aber einst Deutschland, eben aufgrund seiner hohen Kosten und Sinnlosigkeit ausgetreten war was so „Einige“ aber ganz und gar nicht gar nicht „lustig“ fanden …

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    2. Wer war Marx? Jacob Schiff gab den Marxisten im vorrevolutionären Zarenrußland 17-24 Millionen zur Vorbereitung der Revolution. Wer war Trotzki? Warburg gab ihm Geld mit für die Revolution. Der Tiefe Staat in den uSA und der Bolschewismus sind die 2 Seiten einer Falschmünze. Die ganze heutige Ideologie stinkt nach diesen 2 Mißgeburten nach Schwefel.

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    3. „Die Demokratie des heutigen Westens ist der Vorläufer
      des Marxismus, der ohne sie gar nicht denkbar wäre.
      Sie gibt erst dieser Weltpest den Nährboden, auf dem sich dann die Seuche auszubreiten vermag.
      In ihrer äußeren Ausdrucksform, dem Parlamentarismus, schuf sie sich noch eine „Spottgeburt aus Dreck und Feuer“, bei der mir nur leider das „Feuer“ im Augenblick ausgebrannt zu sein scheint.“
      – aus einem Buch von 1925 –

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