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Meldungen des russischen Außenministeriums in Moskau erfreuen den Westen nicht | Quelle: Open Source für illustrative Zwecke

Im zweiten Teil des Interviews mit der Gesellschaft des Frankreich-Russland-Dialogs erläutert der russische Aussenminister die umstrittenen Methoden mit denen der kollektive Westen der Willigen versucht, seine Narrative global auch mit Hilfe von Zensur durchzusetzen.

Lawrow: „Präsident Putin fragte schon 2019 Macron, warum
der Élysée-Palast RT und Sputnik die Akkreditierung entzog!“

Frage: Ich möchte mich für einige Experten und Analysten einsetzen, welche über die Plattform der Vereinigung „Frankreich-Russland-Dialog“ zu uns stießen: Diese suchen offensichtlich keine Auseinandersetzung mit Russland – ganz im Gegenteil, sie geben stets nur recht amikale Einstellungen und Einschätzungen ab. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich auf den ersten Teil meiner Frage zurückkommen. Das ist wichtig, weil wir ständig mit Vorwürfen konfrontiert werden, wonach das russische Militär zivile Einrichtungen vorsätzlich angreife. Könnten Sie dazu kurz Stellung beziehen?

Sergej Lawrow: Wir haben keinen einzigen Beweis dafür zu Gesicht bekommen. Was wir hingegen wiederholt vorfanden, entspricht genau dem Gegenteil: Wenn immer ein Projektil oder Fragment vom Luftabwehrsystem eine zivile Einrichtung traf, schrien die Ukraine sowie Länder, welche ihr Regime unterstützen, sofort auf, wonach Russland „unmenschlich“ vorgehe.

Der UN-Sicherheitsrat berief am 19. November in New York eine Sitzung zu diesem Thema ein. Dort wurden die gleichen alten Klischees aufgetischt, doch niemand reagierte auf unsere Forderung, Beweise vorlegen zu lassen. Es ist bedauerlich, dass das UN-Sekretariat vollständig unter Kontrolle der Gegenseite steht. Wenn immer jemand Vorwürfe gegen Russland, wonach es ukrainische zivile Einrichtungen vermeintlich angegriffen hätte, vorbrachte, erklärten UN-Generalsekretär António Guterres und sein Sprecher, der Franzose Stéphane Dujarric umgehend, dass sie den Einsatz von Waffengewalt gegen zivile Einrichtungen scharf verurteilten. Ganz anders fällt jedoch die Reaktion aus, wenn offensichtlich um unbestreitbare Vorfälle ging, welche Handlungen der Ukraine zuzurechnen waren, wie beispielsweise…

… Bombenangriffe, die seit über einem Jahr auf russisches Territorium in der Region Kursk zielen!

Dort gibt es keine einzige militärische Einrichtung. Trotzdem zerstörten sie in Kursk Wohnanlagen, Krankenhäuser, Kindergärten und Geschäfte. Danach behaupteten Stéphane Dujarric, sein Vorgesetzter und andere aus dem UN-Sekretariat, welches vollständig von Weststaatlern dominiert wird, dass sie die Angelegenheit lediglich „untersuchen wollten“.

Ich möchte Sie an den Beginn der Speziellen-Militär-Operation [SMO] erinnern, als es einen Aufschrei bezüglich des Bahnhofs in Kramatorsk gab. Eine Rakete, die viele zivile Opfer forderte und Infrastruktur beschädigte, schlug dort ein. Sofort wurden nur wir dafür verantwortlich gemacht. Später wurde von anständigen Experten festgestellt, dass es sich um eine Tochka-U-Rakete gehandelt habe, wobei der Einschlagort eindeutig zutage brachte, dass die Rakete von Ukrainern selbst auf ihren eigenen Bahnhof abgefeuert worden war. Es war eine reine Provokation, um uns die Schuld zuzuschieben.

Das traf auch auf den Fall zur Entbindungsklinik zu…

Frage: … ganz am Anfang, in Mariupol?

Sergej Lawrow: Ja, in Mariupol. Die Frauen dort, die als Opfer „unmenschlicher russischer Aggression” dargestellt wurden, erklärten später, dass nichts dergleichen zutreffend gewesen wäre.

Ganz zu schweigen von der größten aller Falschmeldungen Anfang April 2022 in Bucha: Zu diesem Zeitpunkt hatten die ukrainischen Unterhändler in Istanbul unserer Delegation die Grundsätze einer Einigung, die wir akzeptierten, vorgelegt. Diese Grundsätze wurden paraphiert und wir waren bereits dabei, mit der Ausarbeitung des endgültigen Abkommens zu beginnen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dazu schon mehrfach erklärt, dass wir als Geste des guten Willens auf Wunsch bestimmter westlicher Vermittler unsere Truppen aus Vororten von Kiew, einschließlich Bucha, abziehen ließen. So waren schon über zwei Tage lang keine russischen Streitkräfte – bzw. überhaupt keine Russen – in diesem Vorort mehr präsent. Während dieser zwei Tage trat der Bürgermeister von Bucha im Fernsehen auf und bestätigte öffentlich, dass die russischen Truppen abgezogen worden wären und das Gebiet wieder unter ukrainischer Kontrolle stünde.

Plötzlich tauchten zwei Tage später BBC-Korrespondenten auf und begannen, nicht irgendwelche Keller, sondern eine breite und unübersehbare Hauptstraße in Bucha, zu filmen. Dort fand man Leichen mit gefesselten Händen fein säuberlich entlang besagter Hauptstraße aufgereiht. Außerdem schien die Kleidung der Leichen, trotz der Tatsache, dass im April das Wetter matschig war, viel zu sauber zu sein. Unmittelbar danach folgte eine Welle von Anschuldigungen, Empörung, Verurteilungen mit weiteren Runden von Sanktionen gegen Russland:

Keine einzige Partei reagierte auf unseren Vorschlag, eine ordnungsgemäße Untersuchung durchführen zu lassen!

Seither wurde es äußerst schwierig, Informationen über Bucha einziehen zu lassen. Nachdem die gewünschte Propagandabotschaft platziert worden war, zeigte niemand mehr Bereitschaft, sich auf die tatsächlichen Ereignissen dort einzulassen bzw. den wahren Sachverhalt aufklären zu lassen.

Jedes Jahr, nachdem ich nach New York gekommen war, um an Sitzungen der UN-Generalversammlung teilzunehmen – 2022, 2023, 2024 und 2025 –, wandte ich mich in meiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat persönlich an UN-Generalsekretär António Guterres und fragte ihn direkt, ob wir eine Liste der Personen erhalten könnten, deren Leichen im BBC-Bericht als mutmaßliche Opfer von Gräueltaten der russischen Streitkräfte dargestellt worden waren. Ehrlich gesagt, erscheint mir das alleine schon peinlich für einen UN-Generalsekretär: Dieser repräsentiert schließlich eine angesehene Persönlichkeit im öffentlichen Leben. Er antwortete, dass die UN bestimmte Regeln zu befolgen hätten und diese Angelegenheit in die Zuständigkeit des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte falle.

Nachdem wir uns an dieses Büro gewandt hatten, erhielten wir eine formelle Antwort, aus der hervorging, dass ihre Verfahren die Offenlegung vertraulicher Informationen nicht zulasse, zumal dies den hinterbliebenen Angehörigen seelisches Leid oder anderen Schaden zufügen könnte.

Ich möchte mich dazu nicht weiter äußern. Es gleicht einer Schande für eine Organisation, die alle Fakten stets veröffentlichen ließ, sofern man es für notwendig erachtete. Doch, die Namen derjenigen zu verheimlichen, …

… deren Leichen bereits einer großen Provokation dienten, stellt an sich schon ein Geständnis dar!

Wir wissen sehr gut, wie die westliche Propagandamaschinerie funktioniert und leichtfertig antirussische Erfindungen bzw. russophobe Narrative verbreiten lässt. Für alle solchen Vorfälle ist unsere Position klar: Sofern Zweifel auftauchen, sind wir bereit, uns mit Vertretern der UN und des Roten Kreuzes zusammenzusetzen, um uns die vermeintlich verfügbare Faktenlage anzusehen. Doch sowie wir einen solchen Vorschlag unterbreiten, …

… verschwinden sie alle „unter dem Baumstumpf“, wie man in Russland sagt und vermeiden jede weitere Diskussion!

Frage: Sie haben über Propaganda gesprochen. Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass auch unser heutiges Interview als Propaganda eingestuft werden könnte. Russland sieht sich seit einigen Monaten in Frankreich Vorwürfen ausgesetzt, hinter den Cyberangriffen gegen westliche Länder, darunter auch in Frankreich, zu stehen.

Es gibt auch viele alternative Plattformen: Sie sprechen oft mit Journalisten aus aller Welt, doch Sender geringerer Reichweite tun sich schwer, sich auf diesem Markt Gehör zu verschaffen. Was Sie hier sagen, läuft de facto auf einen Informations-Weltkrieg hinaus. Wer dominiert Ihrer Meinung nach diesen Krieg?

Sergej Lawrow: Meinen Sie, wer diesen Krieg gewinnen werde?

Frage: Meine Frage bezieht sich darauf, wer diesen Krieg dominiert. Aber, falls Sie wüssten, wer ihn gewinnen werde…

Sergej Lawrow: … das hängt davon ab, wie Sie Dominanz definieren. In quantitativer Hinsicht gibt es eine Vielzahl von Medienunternehmen global im Rundfunk- und Online-Medienbereich, welche in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien angesiedelt sind bzw. mit Mitteln aus USA und Großbritannien finanziert werden. Dasselbe gilt für Europa und seine Bemühungen, Medien-Partner außerhalb seiner Grenzen finanzieren zu lassen. Ein Vergleich gemäß dieser Ungleichgewichte scheint schwierig.

Die Tatsache, dass Sender wie RT und Sputnik in Bezug auf ihre Einschaltquoten zu den Spitzenreitern zählen, zeigt, dass es einen weiteren wichtigen Indikator gibt, nämlich:

Das Vertrauen der Nutzer in ihre Informationsquellen!

Unter diesem Gesichtspunkt genießen RT und Sputnik einen ausgezeichneten Ruf. Deshalb werden sie so sehr gehasst, weil sie die Wahrheit aussprechen. Das hat nichts mit Krieg zu tun!

Wenn ich mich jedoch auf den Krieg, den der Westen gegen uns entfesselt hat, beziehe, dann gilt für den Westen, dass dieser …

  • das Kiewer Regime als Stellvertreter benutzt!
  • einen Regierungssturz inszenierte!
  • der Opposition lange vor dem Putsch großzügige Finanzmittel zuschanzte!

Die stellvertretende Außenministerin der Vereinigten Staaten, Victoria Nuland, erwähnte Investitionen in der Höhe von fünf Milliarden Dollar zur Vorbereitung des Coup d’état [in Kiew im Jahr 2014].

Doch, Präsident Wladimir Putin traf sich im Jahr 2019, lange bevor dieser Putsch noch geschah, mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in dessen Sommerresidenz in Fort Brégançon. Auf der Tagesordnung ihres Treffens damals stand schon die Frage, …

 warum der Élysée-Palast RT und Sputnik ihre Akkreditierung entzogen hatte!

Damals hielten sich unsere französischen Kollegen mit detaillierten Kommentaren zurück. Aber nach dem Gipfeltreffen in Brégançon gab es eine Pressekonferenz in Paris, bei der Benjamin Griveaux, der Sprecher der französischen Regierung, gefragt wurde, warum RT und Sputnik grundsätzlich die Akkreditierung verweigert worden wäre. Seine Antwort fiel kurz und einfach aus: Es würde sich bei diesen um Propagandainstrumente und nicht um Medien handeln – das wurde mitgeteilt!

Vor kurzem beging die Welt den Internationalen Tag zur Beendigung von Straflosigkeit für Verbrechen an Journalisten. Im Namen der EU erklärte die berühmt-berüchtigte Kaja Kallas bombastisch, wonach Meinungsfreiheit ein Grundpfeiler der EU wäre und in keiner Weise eingeschränkt werden dürfe. Ich denke, jeder der EU-Aktivitäten in Bezug auf Meinungs- und Redefreiheit verfolgt, …

 … versteht zu gut, dass dies nur einer großen Lüge gleichkomme!

Die Art und Weise, wie RT und Sputnik in Frankreich behandelt werden, ist ein Beispiel dafür, was schon lange vor der Speziellen-Militär-Operation [SMO] geschah. Als dies einsetzte, sind sie jeden Extra-Meter gegangen, um zu vereiteln, dass unsere Medien ein breiteres Publikum erreichen würden. Doch, wie man in Russland sagt:

Qualität kann selbst eine Übermacht schlagen!

In diesem Fall haben unsere internationalen Sender ihr Können unter Beweis gestellt, indem sie wie echte Profis auftreten. Westliche Journalisten, die für RT und Sputnik arbeiten, tun dies nicht, um Russland dominieren zu lassen oder großzügige Gehälter zu beziehen, sondern weil sie Profis sind:

Diese Journalisten hätten sich geschämt, falls sie gezwungen worden wären, im [westlichen] Fernsehen oder online Lügen verbreiten zu müssen, weil sie das als Verletzung ihrer Berufsauffassung und professionellen Ehre angesehen hätten!

Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA

Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
UNSER MITTELEUROPA + kritisch + unabhängig + unparteiisch +

UNSER-MITTELEUROPA-Beiträge unter „Zeitgeschichte und Globalpolitik“ mögen deutschsprachigen Lesern wie auch Historikern als ergänzende Zeitdokumente dienen, nachdem die gängige Massenberichterstattung im deutschen Sprachraum zu politischen Themen oftmals von Tendenzen einer mehr oder weniger lückenhaften Darstellung, wenn nicht immer stärker werdenden Zensurbestrebungen geprägt ist. Beiträge von Gastautoren und die Übernahme von Artikeln anderer Medien müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

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Fortsetzung mit Teil 3 folgt

Teil 1 des Interviews mit Sergey Lawrow durch die „Französisch-Russische-Gesellschaft“ erschien: HIER

Sergey Lawrow: «Briten manipulieren Europa genauso gerne wie die USA!» Teil 1



 

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Von Redaktion

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