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Sergey Naryshkin: «… Russland hat kein Recht schwach zu sein...», denn zu viel hängt davon ab. | Quelle: Foto SVR / Artwork UM

Sergey Naryshkin ist Chef des russischen Auslandsnachrichten-Dienstes SWR und Politiker: In seiner Begrüssungsansprache zur 13. Internationalen Sicherheitskonferenz in Moskau, skizzierte Naryshkin die Richtung und Herausforderungen der bereits laufenden Zeitenwende.   

Die Eröffnungsansprache von Sergey Naryshkin zur Eröffnung
des Treffens hoher Vertreter für Sicherheitsfragen in Moskau

 

28. Mai 2025 – Der Chef des russischen Auslandsnachrichtendienstes, Sergey Naryshkin, während seiner Begrüssungsansprache | Quelle: Screenshot rutube

Sehr geehrte Konferenzteilnehmer!
Freunde und Partner!

Ich begrüße Sie herzlich zum 13. internationalen Treffen hochrangiger Vertreter für Sicherheitsfragen. Unser Treffen bietet eine hervorragende Gelegenheit, Einschätzungen und Prognosen zur Entwicklung wichtiger internationaler Prozesse auszutauschen, gemeinsame Ansätze für die Bewältigung aktueller Herausforderungen zu erarbeiten und Wege zur Beilegung der akutesten Krisen aufzuzeigen.

Eine solche Zusammenarbeit ist heute besonders gefragt. Vor unseren Augen ist unsere Welt in einem tiefgreifenden geopolitischen Wandel begriffen. Eine multipolare Weltordnung mit neuen Zentren der Macht, welche die Interessen der globalen Mehrheit vertreten, ist im Entstehen. Immer mehr Länder und Völker entscheiden sich für eine wahrhaft freie und souveräne Entwicklung, lehnen totalitär-liberale Dogmen ab und finden festen Halt in traditionellen Werten.

In diesem Jahr begehen wir den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs: Die vernichtende Niederlage Hitler-Deutschlands und des militaristischen Japans bedeutete das Ende der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie und das Scheitern der Versuche derer Träger, ganze Völker zu versklaven, sie ihrer Identität zu berauben und letztendlich zu vernichten.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Architektur kollektiver Sicherheit garantierte gegenseitigen Respekt vor:

  • Souveränität.
  • Nichteinmischung von Staaten in die Angelegenheiten anderer,
  • dem Recht von Ländern und Völkern den Weg ihrer gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung selbst zu entscheiden.

Leider haben nicht alle die Lehren aus der Geschichte gezogen:

Heutige hegemoniale Versuche des Westens, das Kräftegleichgewicht in der Welt zu seinen Gunsten zu verschieben, bedrohen erneut die globale und regionale Sicherheit!

Die Rehabilitierung von Nationalsozialismus und nationalsozialistischer Kollaboration bildete den Auftakt zur Politik des Kiewer Regimes, um die russischsprachige Bevölkerung im Südosten der Ukraine zu vernichten und die langwierige Ukraine-Krise zu provozieren.

Was für ein Grund führte zur Neuauflage besagter tödlichen „historischen Schablone“? Nach meiner Meinung liegt die Ursache in der historisch gewachsenen kolonialen Denkweise des Westens und seiner Gewohnheit begründet, die Menschheit als zwei ungleichberechtigte Teile zu unterscheiden:

  • eine privilegierte Minderheit,
  • eine unterdrückte Mehrheit.

Die Ersteren halten sich für die Einwohner des sogenannten «blühenden Gartens» – den Letzteren ist die Rolle des Nährbodens für diesen, mit Verlaub gesagt «Garten» bzw. genauer gesagt, für eine Brutstätte von Rassismus und Gewalt, zugedacht.

Eine rückblickende Analyse der Geschichte der internationalen Beziehungen zeigt, dass:

… die Quelle aller großen militärischen Konflikte über die letzten drei Jahrhunderte von einem kleinen, aber fast immer identischen Zirkel westeuropäischer Staaten ausgegangen ist!

Seit Beginn des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763, der zum ersten Mal in der Geschichte auf fünf Kontinenten gleichzeitig ausgetragen wurde, bis hin zur Tragödie des Zweiten Weltkriegs, stiessen wir immer dasselbe Bild:

Die räuberischen Ambitionen westlicher Metropolen führten zu Konflikten, die sowohl in Europa selbst als auch viele Tausend Kilometer davon entfernt enorme Zerstörungen und menschliche Opfer anrichteten.

Die verbrecherische Hitler-Doktrin der „Lebensraum-Beschaffung“ – die vom Nürnberger Tribunal zu Recht verurteilt wurde – ist ein direktes Produkt solch neo-kolonialer Logik. Ihre Besonderheit besteht lediglich darin, dass sie in einer provokativ offenen, bis zum Äußersten getriebenen menschenverachtenden Form zum Ausdruck gekommen ist.

Der Kampf gegen neokoloniale Praktiken bildet bis heute eine Priorität der russischen Außenpolitik!

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Kampfes ist die Stärkung und Entwicklung multilateraler Integrationsformate für eine Zusammenarbeit nach den Prinzipien von:

  • Gleichheit,
  • gegenseitigem Respekt,
  • Nichteinmischung in die Angelegenheiten des anderen.

Im eurasischen Raum besteht de facto bereits ein breites Bündnis zwischen Russland, unseren Verbündeten sowie Partnern der Union Staaten, wie:

  • GUS/CIS [Gemeinschaft Unabhängiger Staaten],
  • OVKS/CSTO [Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit],
  • SCO [Shanghai Cooperation Organisation]
  • die im Entstehen begriffene «Große Eurasische Partnerschaft».

Ein solches Bündnis, wie die BRICS-Staaten besitzt großes Potenzial zur Schaffung einer gerechten und demokratischen Architektur für internationale Beziehungen, insbesondere in seiner derzeit erweiterten Zusammensetzung. Westliche Medien bezeichnen BRICS gerne als «Alternative zur Gruppe der grossen G7». Im Gegensatz zur «Gruppe der G7» ist BRICS jedoch ein Bündnis gleichberechtigter Mächte, die gemeinsam nach Antworten auf die drängendsten Herausforderungen der Zeit suchen. Die oben genannten internationalen Formate sowie solche, wie die Afrikanische Union in Afrika oder CELAC in Lateinamerika bilden die solide Grundlage für eine multipolare Welt, welche die unipolar-liberale Globalisierung im Begriff ist abzulösen:

Der Westen könnte einen angemessenen Platz in der sich herausbildenden Weltordnung einnehmen, falls er seine rassistische Gewohnheit, anderen Ländern seine eigenen Spielregeln aufzwingen zu wollen, [endlich] ablegen würde!

Einige Anzeichen des Erwachens westlicher Eliten bezüglich der neuen geopolitischen Realität sind erkennbar, aber sie sind noch sehr schwach ausgeprägt. Wir sehen insbesondere, wie scharf die Pläne von Präsident Trump, die globale Propaganda für Transhumanismus und liberale Demokratie einzuschränken, um sich den wirklich wichtigen Problemen der amerikanischen Politik und Wirtschaft widmen zu können, vom sogenannten «Tiefen Staat» abgelehnt werden. Auf nicht viel weniger heftigen Widerstand stößt die Absicht des amerikanischen Präsidenten, die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zu beenden:

Der interne Kampf in Amerika ist buchstäblich ein Kampf auf Leben und Tod, wie die zahlreichen Attentate und Drohungen gegen Trump gezeigt haben!

In Europa ist der Widerstand gegen den „Wind der Multipolarität“ noch stärker ausgeprägt:

Da die europäischen Herrscher-Zirkel, sich daran gewöhnt haben unter amerikanischer «Vormundschaft» zu leben und offenbar darüber ihr strategisches Denken verlernt haben!

Die Führung der EU und der führenden europäischen Staaten handelt heute leider weiterhin im Geiste neo-kolonialer Beharrung. Ein deutliches Beispiel dafür ist die Ukraine-Krise. Europa versucht hartnäckig, die Ukraine als Rammbock gegen Russland einzusetzen und gleichzeitig selbst aufzurüsten. Die europäischen Bürger werden von der Notwendigkeit der Militarisierung überzeugt, indem man ihnen mit einer angeblichen Bedrohung aus dem Osten Angst einjagt:

Mit einer ähnlichen Logik handelte Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg!

Die Gefahr eines solchen Kurses für den gesamten Kontinent wird übrigens auch von vernünftigen Politikern in Europa eingesehen. Ihre Stimmen werden immer lauter, aber auch die Repressionen gegen sie durch die sogenannte liberale –, in Wirklichkeit totalitäre Demokratie werden immer stärker. Davon zeugen insbesondere die Krisensituation um die Präsidentschaftswahlen in Rumänien, sowie die Verfolgung der „Nationalen Sammelbewegung“ in Frankreich sowie der „Alternative für Deutschland“ in der BRD.

Liebe Kollegen!

Heute, da die Grundlagen der internationalen Ordnung und Sicherheitsarchitektur erschüttert sind, übernimmt Russland gemeinsam mit seinen Freunden und Partnern erneut die Führungsrolle und beteiligt sich aktiv an der Suche nach Wegen zur Lösung der globalen Krise. Ich möchte hinzufügen, dass:

… unser Land historisch gesehen ein Garant für eine gerechte Weltordnung ist!

Das war bei der Schaffung des Wiener Systems der internationalen Beziehungen im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts so und das war auch in der Zeit der bipolaren Weltordnung nach 1945 so. Beide Systeme, das Wiener – und das Jalta-Potsdamer System, zeichneten sich durch Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und Stabilität aus. Sie haben der Menschheit lange Perioden des Friedens und der Stabilität beschert. Im Gegensatz dazu erwiesen sich:

… die nach dem Ersten Weltkrieg ohne Beteiligung Russlands geschaffene Weltordnung von Versailles und die nach dem Zusammenbruch der UdSSR entstandene unipolare Welt als ungerecht, brüchig und nicht überlebensfähig!

Daraus folgt die klare Schlussfolgerung:

Russland hat kein Recht, schwach zu sein! Es hat kein Recht, seine eigenen Werte aufzugeben und sich der Jagd nach den Chimären des totalitären Liberalismus und Globalismus hinzugeben!

Die Geschichte lehrt uns, dass die Sicherheit auf dem eurasischen Kontinent und letztlich der ganzen Welt von der starken Position Russlands abhängt: Natürlich ist eine solche Stärke ohne gute, wirklich gleichberechtigte Beziehungen zu den Nachbarn in der eurasischen Region und zu Gleichgesinnten in der ganzen Welt nicht möglich.

Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam eine friedliche Lösung für die schwierigsten internationalen Probleme finden können. Unser heutiges Treffen wird dazu einen wichtigen Beitrag leisten!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA

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Von Redaktion

Ein Gedanke zu „Sergey Naryshkin: «Kampf gegen neo-koloniale Praktiken ist Priorität russischer Außenpolitik!»“
  1. Wie wir wissen, hat England immer Kriege gegen Russland geführt und tut dies auch weiterhin. Merz opfert auf Geheiß der britischen Büros Deutschland und das deutsche Volk in einem ungleichen Kampf gegen Russland. Merz ist, wie Ursula von der Lejno, nichts weiter als Verkaufshuren.

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