Der Direktor des russischen Auslandsnachrichtendienstes, S. Naryschkin erläutert in seiner Rede den Querbezug zwischen dem kolonialen Denken westlicher Eliten seit dem Siebenjährigen Krieg (1753 – 1763) und der später noch folgenden NS-Ideologie.
Die Rede von Sergey Naryschkin zur „Bedeutung des Sieges über den
Nationalsozialismus sowie Lehren aus der Gründung der Vereinten Nationen“
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kollegen und Freunde!
Vor unseren Augen erlebt die ganze Welt einen tiefgreifenden geopolitischen Wandel. Immer mehr Länder und Völker entscheiden sich für:
- eine freie und souveräne Entwicklung,
- die Ablehnung aller möglichen totalitären und liberalen Dogmen,
- den festen Halt in ihren eigenen traditionellen und universellen Werten.
Die bevorstehende Feier zum 80. Jahrestag des Großen Sieges [1945] veranlasst uns, diese Prozesse auf der Grundlage historischer Erfahrungen zu reflektieren, um zu versuchen, daraus bestimmte Schlussfolgerungen zu ziehen:
Eine davon besagt, dass die Quelle aller großen militärischen Konflikte der letzten drei Jahrhunderte ein kleiner Kreis nahezu derselben westeuropäischen Mächte bildete!
Beginnend mit dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763, einem Krieg, der zum ersten Mal in der Geschichte auf fünf Kontinenten gleichzeitig geführt wurde, bis hin zur Tragödie des Zweiten Weltkriegs sehen wir, wie die räuberischen Bestrebungen dieser Metropolen, die sich unter anderem auch gegeneinander richteten, zu Zerstörung und enormen menschlichen Opfern geführt haben:
Zu diesen Opfern kam es nicht nur in Europa selbst, sondern auch viele Tausend Kilometer weit entfernt davon!
Die [weiteren] Gründe für die Wiederholung dieses tödlichen „historischen Musters“ hat noch das Thema einer separaten Diskussion zu sein.
Ich möchte heute nur auf einen der Gründe eingehen, nämlich auf das koloniale Denken!
Dieser Weltanschauung, die bis heute von einem Teil der westlichen Eliten geteilt wird, liegt die willkürliche Aufteilung der Menschheit in zwei ungleichberechtigte Teile zugrunde – eine privilegierte Minderheit und eine unterdrückte Mehrheit:
- Erstere halten sich für die Bewohner des sogenannten „blühenden Gartens“,
- Letztere [Mehrheiten] haben alle Lasten jenes Gesellschaftssystems zu tragen.
Die verbrecherische Doktrin Hitlers mit dem Ziel, „Lebensraum fürs Volk“, die vom Nürnberger Tribunal zu Recht verurteilt wurde, kann ebenfalls als eine Version dieser Logik [und Ideologie] betrachtet werden – nur dass, sie dies:
- provokativ offen darlegte,
- in einer menschenverachtenden Form bis zum Äußersten getrieben hat.
Daher sind der Sieg über Nazi-Deutschland und die anschließenden Erfolge zur Beseitigung von Überresten des Kolonialismus untrennbar miteinander verbunden!
Ich möchte hinzufügen, dass der Kampf gegen neokoloniale Erscheinungen bis heute eine Priorität der russischen Außenpolitik geblieben ist!
Die dritte Schlussfolgerung aus den Ereignissen vor 80 Jahren besteht nach meiner Meinung darin, wonach das Streben, allein über die Welt herrschen und anderen mit Gewalt die eigene, sogenannte „Ordnung“ aufzwingen zu wollen, unweigerlich zum Untergang führen muss:
Wir erinnern uns, welche bedrohliche Ausmaße die Expansion unter Hitler zu einem bestimmten Zeitpunkt angenommen hatte – doch ihr stand die multinationale Sowjetunion im Wege!
Der enorme Preis, den das chinesische Volk zu entrichten hatte, sein mutiger Widerstand gegen den Aggressor [aus Japan], ermöglichten es ihm wiederum, mit Unterstützung der Roten Armee den japanischen Militarismus in Schach zu halten und den Sieg im Pazifikkrieg davon zu tragen. Wenn man heute sieht, wie die bereits kleine Gruppe westeuropäischer Staaten, die sich noch an die schwindende neokoloniale Ordnung klammert, schrumpft, lässt sich erkennen, dass:
- zwar nicht alle aus der Geschichte gelernt haben,
- die Geschichte aber jene bestraft, welche aus ihre keine Lehren ziehen.
Eine weitere sehr wichtige Lehre, die heute besonders erwähnt werden sollte, lautet, dass wirklich große Mächte, selbst wenn sie in ideologischen Fragen weit auseinander liegen, stets eine Möglichkeit finden, sich auf Grundlage ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Stabilität der globalen Weltordnung zu einigen:
Die Bildung der Anti-Hitler-Koalition – der Vereinten Nationen – erschien seinerzeit als eine nahezu unlösbare Aufgabe. Doch die Führungen der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens schafften es, zweitrangige Streitigkeiten beiseite zu lassen, um Entscheidungen im Interesse ihrer Völker bzw. der ganzen Welt zu fällen. Diese vor 80 Jahren gefassten Beschlüsse können bis heute als vorbildlich angesehen werden. Sie finden sich in der Struktur der Vereinten Nationen selbst und in ihren grundlegenden, nach wie vor aktuellen Prinzipien verankert.
Sehr verehrte Kollegen!
Heute erscheint es zweifellos sinnvoll und aktuell, sich auf die historischen Lehren aus der Gründung der Vereinten Nationen und im weiteren Sinne auf die des Jalta-Potsdam-System zu besinnen. Ich möchte hinzufügen, dass Russland traditionell als Garant für eine gerechte Weltordnung einsteht. Dies war sowohl bei der Schaffung des Wiener Systems der internationalen Beziehungen nach den Napoleonischen Kriegen als auch in der Zeit der bipolaren Weltordnung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Fall. Beide Systeme zeichneten sich durch Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und Stabilität aus und sicherten der Menschheit Perioden langen Friedens.
Die nach dem Ersten Weltkrieg geschaffene Versailler Weltordnung hingegen, welche ohne Beteiligung Russlands zustande gekommen war, erwies sich, wie auch die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kurzzeitig entstandene unipolare Weltordnung, als nur fragil, ungerecht und kurzlebig!
Daraus folgt, dass Russland es sich nicht leisten kann, schwach zu sein:
Es darf nicht von seinen eigenen Werten abweichen, um den Chimären des totalitären Liberalismus und Globalismus nachzujagen!
Denn, letzten Endes entspricht eine starke Position Russlands in der Globalpolitik auf lange Sicht den Interessen aller Akteure in den internationalen Beziehungen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen, verehrte Kollegen, viel Erfolg bei all Ihren Vorhaben. Vielen Dank!
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Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA
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Mein Brief vorgestern an die Nachdenkseiten, die diesem Nazijäger und Wahrheitsentsteller wiederstandslos ein Podium geboten haben
An: leserbriefe@nachdenkseiten.de, kersti.wolnow@web.de
Betreff: „Eine historische Pflicht“ – Interview mit Russlands Botschafter Netschajew zum 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland
Schon der Anfang Ihres Artikels macht es mir seelisch unmöglich, das ganze Interview zu lesen. Er zeugt vom fehlenden Willen beider Seiten, Ihrer auf deutscher und dem Herrn auf russischer Seite, der hier die deutsche Niederlage feiern will, die Geschichte in Richtung Wahrheit zurechtzurücken. Warum ich Ihnen überhaupt schreibe?
Ich bin das meinen Vorfahren schuldig, die nach 1945 Opfer der Sowjetpolitik wurden, indem sie aus ihrer jahrhundertelang besiedelten und urbar gemachten Heimat Ostpreußen vertrieben wurden. Mein Großvater wurde in einem Arbeitslager zu Tode gequält, in das er Mitte Mai 1945!!!! als „Kulak“ (in Wahrheit Mittelbauer mit 100 ha Land) unschuldig eingewiesen, meine Tante als halbes Kind im März 1945 nach Omsk deportiert und meine Oma bei ihrer „Befreiung“ vergewaltigt wurde. Für die Vertreibung ist ein Herr Stalin mit seiner Unterschrift in Jalta und Potsdam mitverantwortlich, aber auch der Nachfolgerstaat Rußland unter Putin feiert die deutschen Opfer und damit seinen Sieg laut und unverschämt, Herr Netshajew in seiner Güte lädt uns Deutsche zu seiner Siegesfeier ein, und ich bin mir sicher, daß er Deutsche ohne Rückrat dazu finden wird, das ihnen seit 80 Jahren medial und durch unverschämte Geschichtslügen genommen wird. Daß Stalin im Frühjahr 1941 an seiner Westgrenze zwecks Siegeszug des Sozialismus bis Portugal (Ansätze zeigt Herr Dugin heute noch) seine Truppen mobilisierte und zusammenzog, wird von russischer Seite verschwiegen, daß sich die Deutschen zur Lüge vom Überfall auf die überraschte UdSSR das 80. Jahr hinreißen, kann nur mit unserem bis heute andauernden unfreien Besatzungsstatus zusammenhängen. Jedenfalls höre ich von russischer Seite weder eine Entschuldigung für das Morden an Deutschen NACH dem Krieg noch sehe ich den Willen zu Wiedergutmachung vom Raub ganzer Industrieanlagen, dem einzigen brauchbaren Bodenschatz Uran, bei dessen Abbau mein Großonkel 1953 sein Leben verlor und zur Rückgabe widerrechtlich abgtrennten deutschen Bodens. Ich kenne auch keine Siegermacht auf Erden, die Ehrenmale beim Verlierer für fast ein Jahrhundert aufstellt und diese bis heute von diesem pflegen läßt, was eine Demütigung des Verlierers bis heute darstellt. Das Baltikum hat nach 1990 diese abbauen lassen…
Nein, großmütig war keiner der Sieger uns gegenüber, und sie alle lügen sich in das 80. Jahr ihres Sieges an der Seite der globalen Geldmacht. Wie Sie an meinem Namen erkennen können, bin ich mit einem Russen verheiratet, meine Schwiegermutter erzählte mir einiges über den Krieg, auch von den anständigen Soldaten der Wehrmacht, die bei ihrer Familie in der Umgebung von Leningrad einquartiert waren. Herr Netschajew spricht von den Opfern, nur vergaß er zu erzählen, daß die ersten Reihen der Roten Armee mit Gewehren nach vorn getrieben wurden, eine Bekannte in Leningrad, wo ich 3 Jahre lebte und arbeitete, erzählte von ihrem Mann, der aus Buchenwald zurückkam und von Stalin sofort in ein Arbeitslager interniert wurde, weil er sich hat gefangennehmen lassen und der früh an einem Herzfehler nach der jahrelangen schweren Arbeit unter Tage starb, sodaß ich ihn nie kennengelernt habe. Es gilt bei diesem Thema viel aufzuarbeiten, in Rußland und auch hier. Das erreicht man jedoch nicht durch weitere Lügen und übergroße Heuchelei wie bei diesem Gespräch. 80 Jahre sind genug, finden Sie nicht? Ich habe diesen Brief in meinen Verteiler gegeben.
Mirt unfreundlichen Grüßen
Kersti Wolnow, deren Nachkriegsfamilie in 5. Generation schamlos angelogen wird