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Mastercard drängt ins Herz der EU-Digital-ID – Gefahr für Privatsphäre und Autonomie

Der Zahlungsriese, der Ihre digitale ID sein will

Mastercard macht die Identitätsüberprüfung still und leise zu einer Funktion Ihrer Brieftasche – und damit zu einem Imperium.

Während die europäischen Behörden ihre Bemühungen um die Einführung zentraler digitaler Identitätssysteme beschleunigen, arbeitet Mastercard eifrig daran, sich in den Mittelpunkt dieser Transformation zu stellen.

EU-Agenda für digitale Identitäten

Der Zahlungsriese stellt seine Beteiligung an der EU-Agenda für digitale Identitäten als eine natürliche Erweiterung seines Fachwissens im Bereich sicherer Transaktionen dar. Hinter den Begriffen „Bequemlichkeit“ und „Vertrauen“ verbirgt sich jedoch ein tieferes Problem: Ein privates Unternehmen, das seit jeher den Zugang zum Handel kontrolliert, hilft nun mit, die Art und Weise zu gestalten, wie Menschen ihre Identität im öffentlichen und privaten Leben nachweisen.

Michele Centemero, Executive Vice President für Dienstleistungen in Europa, hat öffentlich das Ziel der EU-Kommission unterstützt, die European Digital Identity (EUDI) Wallet bis 2030 für 80 Prozent der EU-Bürger einzuführen.

„Die Europäische Kommission geht davon aus, dass bis 2030 bis zu 80 Prozent der EU-Bürger sie für alltägliche Aufgaben wie die Anmietung eines Autos, die Unterzeichnung eines Mietvertrags oder die Online-Verifizierung des Alters nutzen könnten“,

sagte er. „Bei Mastercard arbeiten wir daran, diese Entwicklung zu unterstützen.“

Laut Centemero sollte sich die Identitätsprüfung so nahtlos anfühlen wie das Antippen einer Karte. Dieser Rahmen passt gut zu Mastercard, da er auch begründet, warum ein Zahlungsabwickler überhaupt an der Identitätsinfrastruktur beteiligt sein sollte.

Jeder Kauf soll als Identitätsnachweis dienen

Das Engagement des Unternehmens ist nicht nur oberflächlich. Mastercard spielt eine zentrale Rolle in zwei großen EU-finanzierten Pilotprogrammen: dem NOBID-Projekt und dem WE BUILD-Konsortium. Beide testen reale Szenarien, bei denen Identitätsprüfung direkt in den Zahlungsvorgang integriert ist. Ziel ist es, verifizierte Attribute wie Alter, Studentenstatus oder Wohnsitz mit den Transaktionssystemen zu verknüpfen, sodass jeder Kauf zugleich als Identitätsnachweis dient.

Kritiker warnen, dass Mastercard so seinen Einfluss auf den Zugang zu Dienstleistungen ausweiten könnte – weit über das Finanzwesen hinaus. Bereits jetzt wurde dem Unternehmen vorgeworfen, Käufe oder Dienstleistungen auf Grundlage interner Richtlinien einzuschränken.

Wird die Identitätsprüfung in seine Systeme eingebettet, könnte die Unternehmensmacht bis in staatliche oder private Dienstleistungsbereiche hineinreichen.

Wenn der Zugang zu Waren oder Dienstleistungen nicht nur vom Geld, sondern auch von der Genehmigung Ihrer Identitätsdaten durch Mastercard abhängt, verschwimmen die Grenzen zwischen öffentlichem Dienst und privater Unternehmensmacht gefährlich.

Mastercard verweist auf die hohe Betrugsrate – über 40 Prozent der Online-Betrügereien in Europa hängen mit Identitätsdiebstahl zusammen – und verspricht, mit seiner Rolle bei der digitalen Identität sowohl Risiken als auch Unannehmlichkeiten zu verringern. Doch mit zentralisierten, Unternehmens-gesteuerten Identitätssystemen geht oft ein Verlust an Autonomie einher.

Das Unternehmen nutzt zudem seine Position, um internationale Standards mitzugestalten. Mastercard ist Mitglied der FIDO Alliance, von EMVCo und Gründungsmitglied der OpenWallet Foundation – Gremien, die festlegen, wie Identitätsattribute global gesichert, geteilt und überprüft werden. So sorgt Mastercard dafür, dass seine eigene Infrastruktur in diesen Standards verankert wird.

Umstrittenes Gov. UK Wallet Projekt

In Großbritannien ist Mastercard nach dem Digital Identity and Attributes Trust Framework (DIATF) der Regierung zertifiziert. Diese Zertifizierung ermöglicht es dem Unternehmen, als Anbieter von Orchestrierungsdiensten für digitale ID zu dienen und nationale Systeme wie die umstrittene Gov.UK Wallet anzuschließen.

Durch dieses Setup können Unternehmen Identitätsinformationen überprüfen, die direkt aus den digitalen Geldbörsen der Nutzer stammen, indem sie die Mastercard-Infrastruktur verwenden.

Das Unternehmen blickt auch über die Landesgrenzen hinaus

Es investiert stark in mobile Führerscheine oder mDLs, die in digitale Geldbörsen integriert werden können. Leonard Botezatu von Mastercard hat den Wert von ISO-standardisierten mDLs als eine Möglichkeit betont, digitale ID-Systeme in allen Jurisdiktionen zu vereinheitlichen. „Um das Fragmentierungsproblem zu lösen, war ein internationaler Standard wie die mDL-ISO erforderlich“, sagte er. Ziel ist nicht nur die Interoperabilität, sondern die globale Reichweite.

Während Mastercard sein Engagement als notwendig darstellt, um ein modernes, sicheres Identitätsökosystem aufzubauen, ist die Realität komplexer.

Identitätsinfrastruktur wird aufgebaut, Finanzdienstleistungen können auch verweigert werden.

Ein System, bei dem ein globaler Zahlungsabwickler hilft, die Begriffe der digitalen Identität zu definieren und zu kontrollieren, birgt inhärente Risiken. Wenn das gleiche Unternehmen den Zugang zu Finanzdienstleistungen verweigern und Ihre Berechtigung für den Zugriff auf staatliche oder private Plattformen überprüfen kann, schafft es einen geschlossenen Kreislauf, in dem einzelne Agenturen zugunsten der Unternehmensführung ins Abseits gedrängt wird.

Damit digitale Identität die Privatsphäre und Freiheit wirklich respektiert, muss sie mit Dezentralisierung, Transparenz und Benutzerkontrolle im Kern gestaltet werden.

Diese Verantwortung an ein Unternehmen zu übergeben, das ein finanzielles Interesse daran hat, seine Reichweite auf die Identitätsinfrastruktur auszuweiten, untergräbt dieses Ziel. Die EUDI Wallet mag technische Effizienz bieten, aber die Kosten könnten die langfristige Erosion der persönlichen Kontrolle über die Identität selbst sein.

Via reclaimthenet.org



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Von FREIGEIST

10 Gedanken zu „Mastercard’s Rolle im EU-Digital-ID Projekt“
  1. Gegen die Bargeld- und Freiheitsvernichtungswaffen gibt es ein simples Mittel: Einfach nicht nutzen!
    Angesichts anstehender Wahlen ist es aber ratsam seine lokalen Kandidaten in Hinsicht auf das Thema zu aktivieren. Insbesondere die AfD hatte hier früher viel versprochen, hat hier aber seit der Königinnenkrönung enorm an Schwung verloren. Und auch in den Reihen der Altlinken (im Gegensatz zu den vom Globalkapital gekauften bunten Kaspern) dürfte ein hohes Interesse bestehen das Bargeld als „Geld des kleinen Mannes“ zu bewahren.

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  2. Hab von meiner Bank auch eine Mastercard.
    Hebe damit Geld ab und bezahle mit Bargeld.
    Kartenbezahlung nur für Interneteinkäufe.

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    1. Aber bitte aufpassen, wenn einmal ein Scheinchen zu wenig aus dem Gerät kommt, haben Sie den Ärger.
      Und das passiert öfter als man uns das sagt. Möglichst immer am Schalter vorzählen lassen!
      MfG – juergen_k_krebs@web.de

      1. Da funktionnieren die Geräte in Frannkreich vielleicht besser.
        Hab noch nie dieses Problem gehabt und ist mir auch nicht von Anderen bekannt.

  3. Archäologie
    „Wir wussten immer, dass es dort ein Massengrab mit Babys gab“
    .
    Überresten von fast 800 Babys – genauer gesagt: 796.
    Es sind die verlorenen Kinder von Tuam, die zum Symbol der unbequemen und grausamen Vergangenheit Irlands geworden sind und für die Last der Scham – oder der „Sünde“ –, die die katholische Kirche auf die Schultern tausender armer und lediger Frauen gelegt hat.
    https://www.welt.de/wissenschaft/article6893233d4684785761525fc5/Archaeologie-Wir-wussten-immer-dass-es-dort-ein-Massengrab-mit-Babys-gab.html?source=puerto-reco-2_ABC-V46.0.C_current

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  4. JF-Exklusiv

    Weber liefert neues Beweisstück zum Plagiatsverdacht um Brosius-Gersdorf

    .

    Stefan Weber präsentiert Archivfunde, die einen Informationsfluß zwischen Frauke Brosius-Gersdorf und ihrem Mann belegen sollen – ein weiterer Mosaikstein in der Indizienkette? Der JF erklärt der Plagiatsjäger, warum das so ist.

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    1. Die Totalüberwachungskraken wollen ihre Finger überall drauf haben. Besodners perfide ist der faule Vorwand „Kinderschutz“, denn darauf fallen unbedarfte gutgläubige Normalbürger massenweise rein. Selbiges gilt für suggerierte vermeintliche Sicherheit, damit bekommt man insbesondere den vollkaskomentalen BRDling angelockt. Und für die geistesentleerten Konsumlinge reicht schon die Bequemlichkeit – kurz hinhalten und datschen ist für die einfacher als Münzen & Scheine zusammenzuzählen, denn Kopfrechnen können die eh nicht mehr.

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  5. Andere Themen, ohne Links nur Beschreibung um was es geht und von wo es ist, kann dann ja jeder selbst finden

    Reitschuster – „Hitzetelefon für Senioren: Warum ruft keiner an?“

    TKP – „Die historische Gletscherschmelze durch den „Klimawandel“ scheint nicht so historisch, wie uns gesagt wird. Am Dachstein wurde eine 50 Jahre alte Liftanlage durch die Schneeschmelze freigelegt, …“

    Katholische Nachrichten – „Verschwörungstheorien im „Monitor“: „Gotteskrieger: AfD und radikale Christen““

    Und weil es so schön ist. Die GEZ hat ein heute ein „ganz neues“ „Problem“ gefunden, das auch gar nichts mit Gender und Islam zu tun hat, Männer die im Sommer „oben ohne“ rumlaufen. https://www.ardmediathek.de/video/abendschau/trendig-maenner-zeigen-nackten-oberkoerper/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC9GMjAyNFdPMDE3MDQxQTAvc2VjdGlvbi9hOWRiYzIwYy01NGM3LTRhYmItYTBlYS1lOTNjMDA2MmM3OWI

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